Empörung über hohe Haftstrafe für Sotoudeh

Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die Europäische Union, die einen ständigen Dialog mit dem Iran führe, müsse die Freilassung der iranischen Menschenrechtlerin Nasrin Sotoudeh fordern. Das sagte der der Direktor des Nahost- und Nordafrika-Programms von Amnesty International, Philip Luther, am Dienstag.

Am Montag hatte Sotoudehs Ehemann Reza Khandan auf Facebook mitgeteilt, dass seine Frau zu 33 Jahren Haft und 148 Peitschenhiebes verurteilt worden sei. Nasrin Sotoudeh wird unter anderem Spionage und Propaganda gegen den iranischen Staat vorgeworfen. Außerdem wird sie beschuldigt, das geistliche Oberhaupt des Iran beleidigt und die nationale Sicherheit gefährdet zu haben, die öffentliche Ordnung gestört und die öffentliche Meinung manipuliert zu haben.

Ein Sprecher der iranischen Justiz hatte von sieben Jahren Haft gesprochen, aber Khandan widersprach ihm in einem Gespräch mit der persischsprachigen Redaktion der BBC und erklärte, dass seine Frau bei dem letzten Gerichtsverfahren wegen sieben „Vergehen“ zu insgesamt 33 Jahre Haft verurteilt worden sei. Nach Khandans Aussage müsse Nasrin Sotoudeh mit mindestens 12 Jahren Haft rechnen.

Am Dienstag äußerte sich auch der Präsident des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani. Er schrieb auf Twitter: „Ich verurteile das absolut unverschämte Urteil der iranischen Regierung gegen die Sacharow-Preisträgerin Nasrin Sotoudeh.“ Sie habe ihr Leben der Verteidigung von Frauenrechten und dem Kampf gegen die Todesstrafe gewidmet, so Tajani: „Das Europäische Parlament steht zu Ihnen.“

Die 55-Jährige Anwältin Sotoudeh war bereits mehrfach inhaftiert. Zuletzt wurde sie im Juni 2018 verhaftet, nachdem sie die Verteidigung mehrerer Teilnehmerinnen der Proteste gegen den Kopftuchzwang übernommen hatte. Im August wurde sie vom Teheraner Revolutionsgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt.

Viele iranische UserInnen zeigten sich empört über die Haftstrafe und ehrten Sotoudeh für ihren Mut und ihren unermüdlichen Einsatz. Während Personen, die „Vetternwirtschaft und Korruption betreiben, im Land freilaufen, werden Menschen, die sich für die Gerechtigkeit einsetzen, hinter Gitter gesteckt“, so der Tenor.

(fh)