Kritik an Entnahme von Organen Exekutierter

Die Entnahme von Organen Hingerichteter zu Transplantationszwecken sei „unangemessen“ und aus Sicht von Mediziner*innen besorgniserregend. Das schreibt der Leiter der Gesellschaft iranischer Chirurg*innen, Dr. Iraj Fazel, in einem offenen Brief an den iranischen Justizchef Ebrahim Raisi. „Die Transplantation von Organen hingerichteter Menschen schädigt das Ansehen von Organspenden und verstößt gegen internationale Normen“, so der Chirurg. Fazel fordert den Justizchef auf, Artikel 47 des iranischen Strafrechts unverzüglich zu streichen.

Der Artikel wurde Ende Mai vom Justizchef unterzeichnet. Demnach können Gefangene, die zum Tode verurteilt sind, Organspenden durch eine freiwillige schriftliche Erklärung zustimmen. Zuvor muss ein medizinisches Gutachten die Gesundheit der Spender bestätigen und danach ein Richter die Durchführung der Transplantation genehmigen.

China war bis vor wenigen Jahren weltweit das einzige Land, dass Organe von Hingerichteten zur Transplantation genutzt hat. 2015 wurde das entsprechende Gesetz nach jahrelanger Kritik abgeschafft.

Offiziellen Angaben zufolge warten im Iran derzeit etwa 25.000 Menschen auf eine Organspende. Die meisten von ihnen sind dialysebedürftig und benötigen eine neue Niere. Auch der illegale Handel mit Organen ist im Iran längst kein Geheimnis mehr. Immer mehr Menschen vor allem aus ärmeren Schichten verkaufen ihre Organe. Berichten zufolge hängen die Kosten für ein neues Organ davon ab, wie sich Anbieter*innen und Kundschaft einigen. Dabei kann der Preis für eine neue Niere zwischen 2.000 und 150.000 Euro schwanken.

(fh)