Ein merkwürdiger Haftbefehl
Im Iran ist gegen eine Frau, die ihre fünfjährige Enkeltochter vor dem Missbrauch durch den eigenen Vater schützen wollte, Haftbefehl erlassen worden. Das teilte Nasrin Sotoudeh, die Rechtsanwältin der Frau, dem Iran Journal (IJ) mit.
Laut der Rechtsanwältin und Menschenrechtlerin Sotoudeh hat der Missbrauch vor einem Jahr stattgefunden. Die Anwältin wurde von der Mutter des Kindes beauftragt und konnte sich durch Gespräche mit dem Mädchen von der Tat überzeugen. Sie habe daraufhin vorerst ein Verbot des Besuchsrechts für den Vater beantragt, so die Anwältin gegenüber IJ. Die Großmutter des Kindes hatte sich für ihr Enkelkind stark gemacht und sich mit dem Vater angelegt.
Am Donnerstag ordnete die zuständige Justizbehörde in der Stadt Karaj bei Teheran Haftbefehl gegen die Großmutter an. Der Vater hatte gegen die Mutter seines Kindes und ihre Familie wegen Verleumdung Anklage erhoben.
Der Haftbefehl sei eine Abschreckungsmaßnahme gegenüber Frauen, die gegen Kindesmissbrauch in der Familie aktiv würden, vermutet Sotoudeh.
Im Iran existieren keine offiziellen Statistiken über Missbrauchsfälle in der Familie. Laut dem „Club junger Journalisten“ (CJJ) gibt es 5.200 Akten über den Missbrauch Minderjähriger beider Geschlechter im engsten Familienkreis. Die Justiz und andere zuständige Behörden würden solche Fälle als „Familienangelegenheiten“ bezeichnen, so CJJ .
(nb)