Wachsende Teilnahme an Anti-Kopftuch-Aktion
Immer mehr Frauen im Iran schließen sich einer Anti-Kopftuch-Aktion an und protestieren damit gegen die staatliche Kopftuchpflicht im Land.
Seit Montag wurden in sozialen Netzwerken Fotos von neun Frauen veröffentlicht, die von Passanten mit Smartphones aufgenommen wurden. Fast alle von ihnen stehen auf einem Verteilerkasten in der bekannten Enghelab-Straße nahe der Teheraner Universität mitten der iranischen Hauptstadt und halten ihre Kopftücher an einen Stock gebunden in die Höhe. Gestern kursierten auch Fotos von zwei Nachahmerinnen aus der iranischen Stadt Rasht. Am Dienstag gab die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotudeh bekannt, dass eine der Frauen namens Narges Mohammadi festgenommen worden sei. Sotudeh wird ihren Fall übernehmen. Der Staatsanwalt hatte eine Kaution in Höhe von 500 Millionen Tuman, umgerechnet 100.000 Euro, verhängt.
Am 27. Dezember während der Protestwelle im Iran hatte Vida Movahed für einige Minuten ohne Kopftuch auf einem Verteilerkasten in Teheran gestanden, um gegen den Kopftuchzwang zu protestieren. Anschließend wurde die 31-Jährige festgenommen und erst vor einigen Tagen wieder freigelassen. Sie gilt seither als Symbol für die regimekritischen Proteste im Iran. Tausende UserInnen teilten das Foto unter dem Hashtag „Dokhatr-e khiyaban-e Enghelab“, auf Deutsch „das Mädchen von der Enghelab-Straße“.
Seit mehr als 38 Jahren sind Frauen im Iran ab dem 9. Lebensjahr dazu verpflichtet, in der Öffentlichkeit ein Kopftuch zu tragen und ihre Körper zu verhüllen. Die Regierung behauptet, sie täten das freiwillig, GegnerInnen reden von Zwangsverschleierung. Die Einhaltung der islamischen Kleidervorschriften wird von der Revolutionsgarde, den Basij-Milizen oder Ansare Hisbollah kontrolliert.
(fh)