Anruf-Sperre auf Telegram

Die iranische Justiz hat die Anrufoption des Messengerdienstes Telegram gesperrt. Das teilte der iranische Regierungssprecher Mohammad Bagher Noubakht am Dienstag mit. Telegram hatte Ende März verkündet, der Messenger-Dienst werde künftig auch eine Telefon-Funktion im Iran freischalten. Informationen über die Gründe der Sperrung würden ihm nicht vorliegen, so Noubakht. Auch von der Justiz gibt es keine offizielle Erklärung.

Der iranische Telekommunikationsminister Mahmoud Vaezi sagte, der Iran habe mit dem Messengerdienst bei der neuen Option kooperiert. „Allerdings müssen wir nach dem Verbot unsere IT-Administratoren beauftragen, die Funktion zu blockieren“, so Vaezi. Die Nutzerzahl des Chat-Dienstes, der wie WhatsApp oder Viber für mobile Geräte konzipiert ist, ist im Iran seit 2015 stark gestiegen. Viele NutzerInnen wechselten nach andauernden Störungen des verbreiteten Chat-Dienstes Viber zu Telegram. Der Dienst hat nach eigenen Angaben über 20 Millionen NutzerInnen im Iran.

Nun ist seit einiger Zeit auch Telegram ins staatliche Visier geraten und wird auf „politisch-kritische“ oder „antiislamisch-unmoralische“ Inhalte kontrolliert. Im Februar hatte der iranische Oberstaatsanwalt Mohammad Jafar Montazeri verkündet, jede Woche würden 16.000 bis 20.000 Kanäle auf Telegram gesperrt. Experten vermuten daher, die Anruf-Sperre könne mit der Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen vor den iranischen Präsidentschaftswahlen am 19. Mai im Zusammenhang stehen.

(fh)