Inhaftierte bleibt im Hungerstreik

Die inhaftierte iranische Juristin Ghoncheh Ghavami will bei ihrem seit elf Tagen andauernden Hungerstreik künftig auch keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen. Das teilte Ghavamis Bruder Iman Ghavami am Samstag dem persischsprachigen Nachrichtensender BBC-Farsi mit. Grund dafür sei der schlechte Umgang der Verantwortlichen mit ihrer Familie. So habe die Staatsanwaltschaft am Samstag versucht, ihre Eltern zu zu zwingen, vor Kameras auszusagen, dass ihre Tochter sich nicht im Hungerstreik befinde, so Ghavami gegenüber BBC-Farsi. Die Eltern hätten dies jedoch abgelehnt. Die Mutter habe danach im Krankenhaus behandelt werden müssen, berichtete BBC-Farsi.

Mit dem Hungerstreik hatte Ghavami auf ihre „unklare Situation“ aufmerksam machen wollen. Die 25-Jährige befindet sich seit 107 Tagen im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis in Einzelhaft, nachdem sie im Juni bei einer Protestaktion iranischer Frauenrechtlerinnen gegen das Zutrittsverbot für weibliche Zuschauerinnen vor dem Azadi-Stadion in der iranischen Hauptstadt festgenommen worden war. Die Polizei beschlagnahmte damals zunächst ihre privaten Gegenstände, ließ sie aber am selben Tag wieder frei. Als Ghavami am 9. Juli zur Polizei ging, um ihre persönlichen Sachen abzuholen, wurde sie erneut inhaftiert.

Die britische und iranische Staatsbürgerin Ghavami studierte Jura an der Londoner SOAS-Universität und kehrte 2013 in den Iran zurück. In den zehn Wochen ihrer Einzelhaft durfte sie bisher nur einige Male mit ihrer Familie telefonieren, einmal durften ihre Angehörigen sie im Gefängnis besuchen. Am Sonntag besuchten einige MenschenrechtaktivistInnen, darunter die Rechtsanwältinnen Nasrin Sotudeh und Narges Mohamdi, Ghavamis Familie und sprachen ihr ihre Solidarität mit deren Tochter aus.

(fh)