Hungerstreik als letzter Akt des Widerstandes ‎

Zwölf politische Gefangene des Ewin-Gefängnisses befinden sich seit dem 18. Juni aus Protest gegen den Tod ihrer Mithäftlinge Hale Sahabi und Hoda Saber im Hungerstreik. Die Todesursache beider wurde offiziell mit Herzinfarkt angegeben; politische Aktivisten bezweifeln diese Lesart. Mithäftlinge, darunter die nun Streikenden, hatten in einer Erklärung Hoda Sabers Gesundheitszustand als stabil bezeichnet.Hale Sahabi war bei der Beerdigung ihres Vaters nach Handgreiflichkeiten mit Sicherheitskräften gestorben. Hoda Saber, kritischer Journalist und politisch in der National-Religiösen-Gruppierung aktiv, hatte einen Tag nach Sahabis Tod aus Protest gegen das Vorgehen der Sicherheitsorgane einen Hungerstreik begonnen und starb nach 12 Tagen am 11. Juni im Krankenhaus. Er war seit dem 24. Juli 2010 ohne eine ordentliche Verhandlung im Ewin inhaftiert.

Krankenhausmitarbeiter hatten den leichtfertigen Umgang der Gefängnisleitung und die verspätete Einlieferung Sabers als Grund für seinen Tod angegeben. 64 seiner Mithäftlinge haben eidesstattlich versichert, dass der Gefangene vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus körperlichen Misshandlungen ausgesetzt war.

An seiner Beerdigung nahmen trotz erneut starker Präsenz der Sicherheitsorgane und Schikanen zahlreiche Menschen teil, darunter bekannte Persönlichkeiten aus der Opposition. Im Land löste die Nachricht über den Tod eines weiteren Mitglieds der National-Religiösen innerhalb weniger Wochen eine Welle der Empörung aus.

Seit dem 18. Juni befinden sich 12 bekannte Dissidenten, die nach den Wahlen 2009 inhaftiert wurden, aus Protest gegen den Tod von Sahabi und Saber in einem „unbegrenzten Hungerstreik“. Einige politische Aktivisten im In- und Ausland haben sich dem Hungerstreik angeschlossen. Seit Beginn dieser Woche bekunden in einer Kampagne im Internet Intellektuelle, Künstler, Journalisten, Menschenrechtler und andere Aktivisten ihre Solidarität mit den Hungerstreikenden in Videobotschaften.

Die politischen Gefangenen im Hungerstreik sind:

Von links nach rechts und oben nach unten: Ghorban Behzadian Nedschad, ‎Bahman Ahmadi Amouie, Emad’edin Baghi, Emad Bahawar, Hasan Assadi ‎Zeidabadi, Mohammad Dawari, Amirkhosrow Delirssani, Feizollah Arabsorkhi, ‎Abolfazl Ghadyani, Mohammad Jawad Mozafar, Mohammad Reza Moghisse, ‎Abdollah Momeni

 

Ghorban Behzadian Nedschad (Kampagnenchef von Mussawis Wahlkampfteam, Universitätsprofessor),

Bahman Ahmadi Amouie (Journalist und Frauenrechtler),

Emad’edin Baghi (Menschenrechtler, Journalist, Historiker, Begründer und Präsident des „Komitees zur Verteidigung der Rechte von Gefängnisinsassen“),

Emad Bahawar (Führungsgremium der Jugendorganisation der „Nehsate Azadi“, Freiheitsbewegung),

Hasan Assadi Zeidabadi (Menschenrechtler, Studentenaktivist, Zentralkomitee der Studentenbewegung ‚Adwar Tahkim Wahdat‘),

Mohammad Dawari (Journalist, Chefredakteur von „Sahamnews“, Webseite der „Etemad Meli“, Nationales Vertrauen, Mehdi Karroubis Partei),

Amirkhosrow Delirssani (Menschenrechtler, Politiker der „Meli-Mazhabi“, National-Religiösen-Gruppierung),

Feizollah Arabsorkhi (Politiker im Zentralkomitee der „Mojahedine Enghelabe Eslami“),

Abolfazl Ghadyani (Politiker im Zentralkomitee der Partei „Mojahedine Enghelabe Eslami“, Mujaheddin der Islamischen Revolution),

Mohammad Jawad Mozafar (Menschenrechtler, Vizepräsident des „Komitees zur Verteidigung der Rechte von Gefängnisinsassen“),

Mohammad Reza Moghisse (Menschenrechtler, Mitglied der „Kommission zur Untersuchung der Angelegenheiten der Verhafteten und Geschädigten der Proteste nach den Wahlen 2009“),

Abdollah Momeni (Menschenrechtler, Studentenaktivist, Sprecher der Studentenbewegung ‚Adwar Tahkim Wahdat‘).

Baghi wurde am Montag, den 20. Juni freigelassen. An seiner Stelle hat sich Mehdi Karimian Eghbal (Mitglied der Partizipationsfront „Djebhe Mosharekat“) der Gruppe angeschlossen.

Neben dieser Gruppe befinden sich die beiden kurdischen Aktivisten Kamran Shikhieh und Anwar Khezrie, inhaftiert im Gohardasht Gefängnis in Karadj, seit 20 Tagen in Hungerstreik; sowie Arash Sadeghi (Studentenaktivist, Mussawis Wahlkampfteam), Mehdi Khodaie (Menschenrechtler, Studentenaktivist) und Mehdi Saiedpour (Computerspezialist), seit 18 Tagen.