Geiselnehmer in Sydney Islamist aus dem Iran
Bei dem Geiselnehmer, der in einem Café in Sydney Angestellte und Gäste in seine Gewalt gebracht hatte, handelt es sich nach Angaben der australischen Polizei um den gebürtigen Iraner Haron Monis. Der 50-Jährige war 1996 nach Australien immigriert und hatte dort politisches Asyl beantragt. Der auch als „Sheikh Haron“ bekannte Monis habe sich selbst zum muslimischen Geistlichen erklärt, aber keine offizielle religiöse Ausbildung im Iran abgeschlossen, berichtet BBC-Persian. Monis‘ politische und religiöse Ansichten hätten sich in Australien radikalisiert. Dort trat er auch vom schiitischen zum sunnitischen Glauben über und änderte seinen Namen von Mohammad Hassan Manteghi Borujerdi zu Haron Monis.
Monis ist bekannt für seine hetzerischen Veröffentlichungen im Internet. Er fiel unter anderem auf, als er 2006 Hassbriefe an Angehörige gefallener australischer Soldaten schrieb. Medienangaben zufolge soll es bereits mehrere juristische Verfahren gegen „Sheikh Haron“ gegeben haben. Demnach war der Geiselnehmer im vergangenen Jahr wegen Beihilfe zum Mord an seiner Ehefrau angeklagt. Zudem wurde gegen ihn kürzlich wegen des Vorwurfs sexueller Übergriffe in mehr als 40 Fällen ermittelt. Sein Anwalt berichtete im australischen Fernsehen,Monis sei erst vergangene Woche gegen Kaution freigelassen worden.
Die Geiselnahme im „Lindt Chocolat Café“ am Martin Place in Sydney konnte von einem Spezialkommando nach 16 Stunden beendet werden. Dabei sollen drei Menschen getötet worden sein, darunter auch der Geiselnehmer. Mehrere Personen wurden schwer verletzt. Auf TV-Bildern war zu erkennen, dass Monis ein Stirnband mit arabischen Schriftzeichen trug und Geiseln zwang, eine schwarze Flagge mit dem muslimischen Glaubensbekenntnis in die Fenster des Cafés zu halten. Seine genauen Motive waren nach Angaben der Polizei unklar. Der Geiselnehmer hatte mehrfach gefordert, mit dem australischen Regierungschef Tony Abbott zu sprechen.
Die Sprecherin des iranischen Außenministerium, Marziyeh Afkham, verurteilte am Montagabend die Geiselnahme. Zudem äußerte sie sich verwundert über „mangelnde Informationsübertragung“. Der Iran habe in den vergangenen Jahren häufig mit australischen Behörden über den „psychisch kranken“ Haron Monis kommuniziert, so Afkham in einer offiziellen Erklärung.
(fh)