Festnahmen nach Veröffentlichung eines Videos der Belästigung einer Frau durch einen Geistlichen

Im Iran sind nach der Verbreitung eines Videos vier Personen festgenommen worden. 

Das Video, das erstmals am Samstag, den 9. März, von dem Londoner Fernsehsender Iran International ausgestrahlt und anschließend weit in den sozialen Netzwerken verbreitet wurde, zeigt eine junge Frau, die mit einem Baby im Arm auf dem Fußboden sitzt und mit einem Geistlichen in Konflikt gerät, der offenbar mit seinem Mobiltelefon Aufnahmen von ihr macht. Die Frau, die nicht das im Iran gesetzlich vorgeschriebene Kopftuch trägt, fordert den Geistlichen auf, ihr die Aufnahmen zu zeigen. Dieser weigert sich jedoch und läuft am Ende der Videoaufnahme weg.

Das Video dieses Vorfalls, der sich laut der Tageszeitung Shargh am 6. März in einer Klinik in Qom ereignet haben soll, hat in den sozialen Medien große Aufmerksamkeit erregt. Die Frau wurde unterdessen als Tante des Babys identifiziert.

Der Staatsanwalt von Qom hatte bereits am Sonntag die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens in diesem Fall angekündigt. Staatlichen iranischen Medien zufolge wurden unterdessen vier Personen festgenommen, denen vorgeworfen wird, das Video an den Sender weitergeleitet und damit seine Verbreitung ermöglicht zu haben. 

Der stellvertretende Staatsanwalt von Qom erklärte am Dienstag, den 12. März, Untersuchungen hätten gezeigt, dass es sich um eine „geplante Aktion“ gehandelt habe, deren Ziel gewesen sei, „Spaltung und Unruhe“ zu stiften. Die festgenommenen Personen hätten gestanden, das Video mit der Absicht verschickt zu haben, in der Gesellschaft Zwietracht zu säen. 

Dies ist nicht das erste Mal, dass Sicherheits- und Justizbehörden nach der Veröffentlichung von Videos in sozialen Netzwerken die Personen festnehmen und deren „Geständnisse“ bekanntgeben, die für die Veröffentlichung verantwortlich sind, und nicht die Verursacher der dargestellten Ereignisse. Menschenrechtsorganisationen haben wiederholt auf die Notwendigkeit hingewiesen, im Iran die Rechte der Angeklagten zu wahren, insbesondere im Hinblick auf Geständnisse, die unter Zwang abgelegt worden sein könnten.

Während einige iranische Regierungsbeamte und regierungstreue Personen das Filmen der Frau ohne Kopftuch durch den Geistlichen verteidigten, gab es in den sozialen Netzwerken eine Welle der Unterstützung für die gegen die Aufnahmen protestierende Frau. 

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