Diskussion um Rouhanis Robe

Am Donnerstag hat eine Fotografie des iranischen Präsidenten Hassan Rouhani eine Diskussion über Lebensstil und Bescheidenheit der iranischen Machthaber ausgelöst. Das Bild hält einen Moment fest, in dem der Wind die innere Seite der Klerikerrobe des Präsidenten kurz nach außen dreht. Zu sehen ist dort der Schriftzug „Made in Italy“. In den sozialen Medien wird dies teils als Bestätigung für den prowestlichen Lebensstil des Präsidenten gewertet. Kritiker*innen werfen Rouhani vor, er predige Wasser und trinke Wein: Er halte sich nicht an die Regeln der sogenannten widerstandsfähigen Wirtschaft, für die das religiöse Oberhaupt der Islamischen Republik, Ali Khamenei, seit Jahren plädiert. Damit ist eine Art Selbstversorgung gemeint, die auf dem Konsum einheimischer Produkte beruht und damit ausländischen Embargos weitgehend Stand halten kann.

Ähnliche Aufnahmen hatten bereits früher Diskussionen ausgelöst. Während der Verhandlungen zum Wiener Atomdeal 2015 sorgten die Manschettenknöpfe des iranischen Außenministers Mohammad Javad Zarif oder die teure Armbanduhr des Bruders von Präsident Rouhani für Aufregung.

Der Lebensstil bestimmter Politiker*innen wird im Iran von Ultrakonservativen als westlich, luxuriös und verschwenderisch abgelehnt. Khameneis Lebensweise wird dagegen als Vorbild propagiert. Er soll laut seinem Umfeld ein nahezu asketisches Leben führen.

In den vergangenen Jahren wurden allerdings Bilder von Khamenei und seinen Vertrauten öffentlich, die das Gegenteil beweisen sollen. So wurde er 2012 beim Aussteigen aus einem luxuriösen BMW fotografiert. Ein enger Vertrauter Khameneis, Gholamali Hadad Adel, dessen Tochter die Schwiegertochter des Revolutionsführers ist, wurde 2018 beim Einkaufen in London fotografiert. Viele iranische Machthaber lassen sich im Westen medizinisch behandeln. Ihre Kinder und Enkelkinder leben oder studieren in westlichen Ländern.

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