HIV-Welle erschüttert ein ganzes Dorf
In Meldungen über positive HIV-Tests mehrerer Bewohner eines Dorfes im West-Iran ist von 26 bis 200 Betroffenen die Rede. Die Bewohner des Dorfes Tschenar Mahmoudi in der Provinz Tschahar Mahal und Bachtiyari halten die mehrmalige Verwendung von Spritzen bei einem Zuckertest für die Ursache der massenhaften Übertragung. Sie versammelten sich am Mittwoch vor dem Büro des Gouverneurs. Ein Krankenpfleger des Dorfes soll bereits festgenommen worden sein.
Das Gesundheitsministerium bestätigte am Donnerstag die Infizierung „einiger“ Dorfbewohner, widerspricht jedoch der Vermutung, mehrfach benutzte infizierte Spritzen seien die Ursache. Irans Gesundheitsminister Said Namaki erklärte, das HIV-Virus sei von Drogensüchtigen und durch „unerwünschte Beziehungen“ übertragen worden. Gemeint ist ungeschützter Geschlechtsverkehr.
Dem Minister zufolge waren die Fälle bereits bekannt und aus Diskretion und Respekt „stillschweigend“ behandelt worden. Die Anzahl der Infizierten, die im Internet kursiert, hält er für übertrieben.
Der Abgeordnete Mohammad Hossein Ghorbani, Mitglied im parlamentarischen Gesundheitsausschuss, spricht von 26 Betroffenen – darunter ein sieben Monate altes Kind. Eine „informierte Quelle“ sagte laut der Nachrichtenagentur Mehr, dass 50 Dorfbewohner infiziert seien. „Sexuelle Beziehungen in der Vergangenheit“ sollen Ursache der Übertragung des Erregers sein. Nicht bestätigte Meldungen berichten von bis zu 200 Betroffenen.
Laut Ghorbani sind etwa 240 der insgesamt 1.800 Bewohner*innen des Dorfes aufgrund von wirtschaftlichen Problemen und Arbeitslosigkeit drogenabhängig. 26 Süchtige betäubten sich mit Spritzen. (ia)