59.000 Todesfälle in Iran durch Luftverschmutzung innerhalb eines Jahres
Rund 59.000 Menschen sind in Iran im vergangenen iranischen Jahr (März 2024 bis März 2025) infolge von Luftverschmutzung gestorben. Das teilte das iranische Gesundheitsministerium am Sonntag, den 9. November 2025, mit.
Der stellvertretende Gesundheitsminister Alireza Raeisi erklärte: „Schätzungen zufolge sind im vergangenen Jahr etwa 58.975 Todesfälle auf die Belastung durch Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometern zurückzuführen.“ Das entspreche 161 Todesfällen pro Tag – rund sieben pro Stunde.
Der wirtschaftliche Schaden durch die luftverschmutzungsbedingten Todesfälle wurde auf etwa 17,2 Milliarden US-Dollar beziffert. Laut Raeisi sind 100 Prozent der städtischen Bevölkerung Irans einer Feinstaubbelastung ausgesetzt, die über den Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt. Zudem lebten 96 Prozent der Stadtbewohner:innen in Gebieten, in denen die Luftwerte auch über den nationalen Standards lägen.
Besonders dramatisch ist die Situation in der südwestlichen Provinz Khuzestan. Deren Gouverneur sagte vergangene Woche: „Die Lage ist kritisch, die Menschen haben keine Kraft mehr, das zu ertragen.“ Die Katastrophenschutzbehörde der Provinz kündigte an, dass der Unterricht an den meisten Schulen mindestens bis Ende dieser Woche online stattfinden wird.
Auch in Teheran tagte am Sonntag, dem 9. November, erstmals in diesem Jahr der Krisenstab für Luftverschmutzung. Die Behörden verhängten ein Verbot für den Verkauf von Innenstadt-Verkehrsgenehmigungen und stoppten für 48 Stunden den Betrieb von Sand- und Kiesgruben sowie den Sportunterricht an Schulen in zehn Bezirken der Hauptstadtregion.
Trotz der alarmierenden Zahlen und der massiven Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit mangelt es weiterhin an einer koordinierten staatlichen Strategie gegen die Umweltkrise. Das bereits 2017 verabschiedete „Gesetz über saubere Luft“ wurde bislang nur unzureichend umgesetzt. Mehrere Ministerien, die Polizei, die Kommunen und die staatlichen Medien werden darin verpflichtet, gemeinsam Maßnahmen zur Luftreinhaltung zu ergreifen – doch die Umsetzung stagniert.
Foto: Eghtesad Online
