30% Armutsquote: Ein Drittel der Iraner kann Grundbedürfnisse nicht decken
Laut einem Bericht des Forschungszentrums des Islamischen Parlaments Majlis können mehr als 30% der Iraner*innen ihre grundlegenden Bedürfnisse nicht decken. Die Armutsquote hat im iranischen Kalenderjahr 1402 (März 2023 bis März 2024) 30,1% erreicht und bleibt nach Schätzungen des Zentrums auch in diesem Jahr auf diesem Niveau.
Seit 2018 hat die Armutsquote in Iran deutlich zugenommen und erreichte 2019 erstmals 31%. In den vergangenen fünf Jahren sank sie nur 2022 geringfügig um 0,3 Prozentpunkte unter die 30-Prozent-Marke. Experten sprechen deshalb von einer „stabilen“ Armutsquote in Iran, da sich die Zahl der unterhalb der Armutsgrenze lebenden Menschen kaum verändert. Die Stabilisierung der Armutsquote bedeutet auch, dass sich die Lebensbedingungen für diese Bevölkerungsschicht kurzfristig nicht verbessern werden.
Trotz eines Wirtschaftswachstums von 4,5% ist auch im Jahr 2022 die Armutsquote in Iran weiter gestiegen, was darauf hindeutet, dass das Wachstum nicht gleichmäßig auf die verschiedenen Einkommensschichten verteilt wurde. Ökonomen argumentieren, dass das hohe Gewicht der Ölindustrie im Wirtschaftswachstum den ärmeren Bevölkerungsschichten nicht zugute komme.
Ursachen der wachsenden Armut in Iran
Fachleute führen die wachsende Armut in Iran vor allem auf makroökonomische Instabilität und chronisch hohe Inflationsraten zurück. In den vergangenen zehn Jahren hat die anhaltend hohe Inflation die Kaufkraft der Menschen erheblich geschwächt, wodurch die Zahl der Armen stetig zunahm. Ein weiterer Grund für die wachsende Armut trotz Wirtschaftswachstums ist der hohe Anteil des Ölsektors am Wachstum. Dies bedeutet, dass das Wirtschaftswachstum nicht alle Teile der Gesellschaft erreicht, insbesondere nicht die unteren Einkommensschichten. So lag das Wirtschaftswachstum Irans 2023 laut Zentralbank bei 4,5% unter Einbeziehung des Ölsektors, während es ohne Öl nur 3,6% betrug.
Laut dem Bericht des Forschungszentrums des Parlaments waren die sozialpolitischen Maßnahmen der Regierung in den vergangenen Jahren nicht erfolgreich. Stattdessen hätten die Subventionsverpflichtungen der Regierung die Haushaltsdefizite vergrößert, ohne die Armut nennenswert zu verringern. Die Weltbank schätzte 2018, dass rund 420.000 Iraner*innen in extremer Armut lebten. Das Forschungszentrum des Parlaments meldete im selben Jahr, dass zwischen 23% und 40% der gesamten Bevölkerung Irans unterhalb der Armutsgrenze lebten.
Foto: Entekhab
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