Angst vor freiem Informationsfluss

Man kann mit Sicherheit behaupten, dass die aktuellen Zugangsbeschränkungen zum Internet in Iran nie zuvor so intensiv erlebt wurden. Nach den Protesten und Demonstrationen der Grünen Bewegung im (vor)letzten Jahr, und der Angst der Regierung vor den Aktivitäten der Internetnutzer gegen das Regime, setzte eine massive Blockade (Filtering) der virtuellen Sphäre ein. In der Folge wurden unterschiedliche soziale Netzwerke und zahlreiche Blogs geschlossen.
Auch mit der neuen Demonstrationswelle seit dem 14.Februar wiederholen sich die Blockaden. Die Drosselung der Geschwindigkeit war das erste Zeichen, das man in der Situation erwarten konnte; und diese ist bereits Tage vor dem 12. Februar (Jahrestag der Revolution) zu spüren gewesen und hält bis heute an.
Der nächste Schritt der Regierung war die Schließung von VPN-Ports, welche die Nutzer zum Umgehen der Blockaden nutzen. Einen Tag nach den Demos (14. Februar) sperrte das „Filtering Komitee“ alle Seiten, die etwas zum Thema „Valentin“ geschrieben hatten. Sogar einige ihrer eigenen IT-Bereiche fielen dem zum Opfer.
Hiernach berichteten viele Nutzer über Probleme mit Google Mail (Der Email-Dienst wird in Iran sehr stark frequentiert, Anm. Red.), viele konnten sich gar nicht einloggen, anderen war es nicht möglich, ihre Emails zu lesen, oder sich mit G-Talk zu verbinden.
In den Tagen vor den 20. Februar-Protesten war die Filtering-Seite der Regierung (auf der die gesperrten Seiten gelistet werden, Anm. Red.) eine der meistbesuchten Seiten und stürzte ständig ab.
Dem folgten Angriffe und Gegenangriffe von verschiedenen Seiten. Regierungsstellen starteten ab dem 14. Februar massive Angriffe auf beliebte Informationsseiten, wie Balatarin. Auf der anderen Seite organisierte die unter Anonymus bekannte Hacker-Gruppe Angriffe auf verschiedene Regierungsserver, die dadurch zeitweilig nicht erreicht werden konnten.
Der Höhepunkt der Regierungsaktivitäten war die Sperrung von Google Reader, eine unübliche Maßnahme. Vor einigen Monaten war dieser Dienst schon mal für einige Stunden in Iran nicht erreichbar. Dieses Mal aber, so wird kolportiert, erfolgte die Blockade auf Anweisung der Staatsanwaltschaft.
Google Reader ist ein Service, mit dem Internetnutzer auf eine übersichtliche Weise verschiedene Nachrichtenfeeds und Blogeinträge ohne Einschränkung verfolgen können. In unruhigen Zeiten konnte dieser Service, neben den sozialen Netzwerken, zur Verbreitung von Nachrichten dienen; nun ist dieser einfache Weg gesperrt, und man muss sich erneut auf die Suche nach einem Ersatz zur Verbreitung von Nachrichten machen.
Sogar jetzt, Tage nach den Ereignissen, berichten viele Internetnutzer aus dem Iran über Zugangsprobleme zum Web – und hoffen, dass die Situation bald wieder den normalen Stand der Blockaden erreicht.