Weihnachten in der Islamischen Republik Iran
Im Vielvölkerstaat Iran leben auch Christen. Einige von ihnen feiern Christi Geburt im Dezember, andere wie die Mitglieder der armenisch-orthodoxen Kirche im Januar. Ihre Weihnachtsfeiern werden allerdings von den Sicherheitskräften nicht gern gesehen. Zum Christentum konvertierte Muslime leben deshalb mit der Gefahr, während der Festtage verhaftet zu werden. Denn auf Apostasie stehen im Iran harte Strafen bis zur Hinrichtung.
Von Yasmin Khalifa
Weihnachtsschmuck, bunte Postkarten und Tannenbäume aus Plastik sollen die Passanten auf den Teheraner Straßen anlocken. Solche Dekorationen sind ein seltener Anblick in der islamischen Republik Iran und in Teheran vor allem in den von Armeniern bewohnten Vierteln zu finden. Statistiken zufolge soll es zwischen 100.000 und 300.000 Christen im Iran geben. Die meisten gehören der armenisch-apostolischen Kirche an. Sie zelebrieren den Heiligabend am 6. Januar. Die Zahl der assyrischen Christen im Iran wird auf fünfzehn- bis dreißigtausend geschätzt. Die katholischen, anglikanischen und protestantischen Gemeinden sollen noch kleiner sein. Sie feiern die Geburt Christi am 25. Dezember.
Weihnachtsbräuche auf iranisch
Viele Christen im Iran fangen ihre Weihnachtsvorbereitungen mit einem Hausputz an. Öffentliche Weihnachtsmärkte gibt es in der islamischen Republik nicht. Nur bei einigen kirchlichen Einrichtungen können die christlichen Familien selbstgebastelte Sachen ausstellen und verkaufen. Ob dort oder in den Geschäften, auch beim iranischen Weihnachts-Einkaufsrummel geht es an erster Stelle um die Kinder.
Erwachsene beschenken sich zu Weihnachten kaum, statt dessen werden vorwiegend die Kinder beschert. Sie bekommen vor allem neue Kleider – ähnlich wie beim iranischen Neujahrfest „Nowrouz“, das am 21. März stattfindet. Zum Weihnachtsfest gehört auch im Iran der Tannenbaum. Da die Regierung das Abholzen von Tannenbäumen seit Jahren verbietet, müssen die Christen sich mit Kunststoffbäumen zufrieden geben. Der Gang in die Kirche ist für viele christliche Iraner der Höhepunkt ihres Weihnachtsfestes. Nach der Messe treffen sich dann die Familien zuhause, traditionell wird das Gericht „Harasa“ (Eintopf mit Huhn) serviert. Aber auch Fisch und Reis gehören inzwischen mit auf die Tafel. An den folgenden Tagen besuchen sich Freunde und Bekannte gegenseitig und verbringen viel Zeit zuhause. Es gibt aber auch Konzerte für die ganze Familie, wobei in seltenen Fällen sogar Alkohol geduldet wird. Im Iran sind Konzerte auch aus festlichen Anlässen, wenn getanzt oder Alkohol getrunken wird, streng verboten. Sicherheitskräfte sorgen deshalb dafür, dass Muslime keinen Zugang erhalten.
Weinachten für Neu-Christen
Für ehemals muslimische IranerInnen, die zum Christentum konvertiert sind, sind die Weihnachtsfeiertage eine besonders gefährliche Zeit.
Laut islamischem Strafrecht drohen bei Apostasie, also Abfall vom Islam, harte Konsequenzen bis zur Todesstrafe. Trotzdem soll in den vergangenen Jahren laut unterschiedlichen Quellen die Zahl der von Islam zum Christentum konvertierten IranerInnen stark gestiegen sein. Iranischen Nachrichtenportalen zufolge nehmen gerade in den Weihnachtstagen die Aktivitäten der Sicherheitskräfte in Sachen Ausspionierung und Verfolgung von Konvertiten zu. Insgesamt habe der Druck der Regierung auf Neuchristen zugenommen, wie das persischsprachige Nachrichtenportal „Mohabatnews“ berichtet: „Im vergangenen Jahr ist der Druck auf die Konvertiten extrem gestiegen“, heißt es dort: „Es wurden nicht nur Versammlungen in Hauskirchen vom Staat aufgelöst, auch in öffentlichen Kirchen wurden Messen in persischer Sprache von Sicherheitskräften verboten.“ „Mohabatnews“ veröffentlichte eine lange Liste mit Namen zum Christentum Konvertierter, die 2012 im Iran verhaftet wurden.
Tannenbaum mitten im Ozean
Der zum Christentum konvertierte Iraner Mohammad Rasoul Bagherian hat mit einer eindrücklichen Aktion seinen Kampf für die Religionsfreiheit symbolisch dargestellt. Der zurzeit in Indonesien lebende Ingenieur stellte mithilfe von Menschen christlichen, hinduistischen und muslimischen Glaubens einen Tannenbaum im pazifischen Ozean auf – bei einer Meerestiefe von etwa 37,5 Metern. Damit wollte Bagherian laut „Mohabatnews“ auf die lebensgefährliche Situation der zum Christentum konvertierten Menschen in manchen Ländern, insbesondere im Iran, aufmerksam machen. Bagherian selbst musste 2010 seine Heimat verlassen. Damals wurden in einer landesweiten Verhaftungswelle im Iran mehr als 70 Neuchristen inhaftiert.♦