Sonne, Wind und Politik
Die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und dem Iran sind vor allem im Bereich der Umwelttechnologien breit und vielfältig. Nach dem Atomdeal gab es viele neue Kontaktaufnahmen. Doch auch dieser Bereich möglicher Zusammenarbeit ist nicht unbelastet von Politik.
Von Javad Kooroshy
„Deutschland und Iran können auf eine sehr lange Erfahrung in der Zusammenarbeit von Wissenschaft, Technologie und Innovation zurückblicken“, heißt es in einer Bekanntmachung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) vom 3. Dezember 2018.
Diese Bekanntmachung war das Ergebnis einer gemeinsamen Sitzung des BMBF mit dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Technologie der Islamischen Republik Iran (MSRT) am 5. Mai 2017. Formale Grundlage der wissenschaftlich-technischen Beziehungen beider Länder ist das Regierungsabkommen zur Wissenschaftlich-Technischen Zusammenarbeit (WTZ) von 1977 – zwei Jahre vor der iranischen Revolution im Februar 1979.
Obgleich diese Zusammenarbeit nach der Revolution und infolge des Iran-Irak-Krieges von 1980 bis 1988 zeitweise zum Stillstand kam, wurde sie nicht ganz unterbrochen. Pfleger der Verbindungen zwischen dem Iran und der Bundesrepublik waren in erster Linie die Privatsektoren beider Länder, die durch ihre Geschäfte den Kontakt aufrecht erhielten. Aufgrund der hohen Zahl iranischer Studenten an deutschen Hochschulen waren auch die wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland indirekt mit den Ereignissen im Iran konfrontiert und leisteten, wenn auch ungewollt, ihren Beitrag zur weiteren Zusammenarbeit.
Schon etwa eine Dekade nach der Revolution fanden wieder erste wissenschaftliche Begegnungen am Deutschen Orient-Institut in Hamburg statt.
Nach der Wahl Mohammed Khatamis zum iranischen Präsidenten im Mai 1997 entspannten sich die Beziehungen des Iran zum Ausland und besonders den westlichen Ländern. Die Außenminister der drei wichtigen europäischen Länder Deutschland, Frankreich und Großbritannien reisten nach Teheran. Doch diese Entspannung fand ein Ende, als 2005 Mahmud Ahmadinedschad Staatspräsident wurde. Seine scharfe Rhetorik gegen den Westen und die Leugnung des Holocausts führte erneut zur Abkühlung der Beziehungen zwischen dem Iran und der Europäischen Union. In dieser Zeit verschärfte sich auch der Konflikt über das Atomprogramm des Iran.
Während Ahmadinedschads Amtszeit wurden im UN-Sicherheitsrat drei Resolutionen gegen das iranische Atomprogramm verabschiedet und die Voraussetzungen für Sanktionen gegen den Iran geschaffen. Die USA und später auch die Europäische Union verhängten Sanktionen gegen den Iran.
2013, nach der Wahl von Hassan Rouhani zum iranischen Staatspräsidenten, wurde erneut versucht, die Beziehungen zum Ausland zu entspannen. Im Juni 2015 wurde schließlich das Atomabkommen zwischen dem Iran und den fünf ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrates und Deutschland unterschrieben.
Phase des Optimismus
Die Unterzeichnung des Abkommens und die darauf folgende Aufhebung der Sanktionen lösten einen euphorischen Optimismus im Iran aus, der jedoch nicht von großer Dauer sein durfte. Schon kurz darauf versuchten die Gegner des Atomabkommens in Teheran zu vermitteln, dass das Abkommen keine Gültigkeit im Iran habe und ausländische Investoren und Kooperationen nicht willkommen seien. Der religiöse Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, ohne dessen Zustimmung der Deal nicht zustande gekommen wäre, schloss sich dem an und verhinderte eine Öffnung des Landes.
Als dann im November 2017 Donald Trump die Präsidentschaftswahlen in den USA gewann und schließlich im Sommer 2018 das Abkommen aufkündigte, verließen die wenigen ausländischen Unternehmen, die im Iran investiert hatten, das Land. Doch hatten seither bereits zahlreiche Begegnungen stattgefunden, bei denen Verträge oder Absichtserklärungen für Kooperationen beider Länder unterschrieben worden waren.
Zusammenarbeit bei Umweltprojekten
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