Schulfrei dank Smog: Dicke Luft in Irans Städten

Es ist, als läge die Hauptstadt Irans im Koma: Wegen hoher Luftverschmutzung mussten drei Tage zahlreiche Schulen in Teheran geschlossen bleiben. Der Smog verursacht auch in anderen iranischen Städten große Probleme. Die südwestiranische Stadt Ahvaz hält derzeit den Weltrekord in Sachen Luftverschmutzung.
Die Luftverschmutzung hat in Teheran wieder die Alarmstufe erreicht. Für viele Fahrzeuge wurde bereits Fahrverbot verhängt. Manche Fabriken bleiben geschlossen. Die Arbeitszeit der Ämter und Behörden wurde am Montag und Dienstag um zwei Stunden täglich reduziert.
Am Sonntagmorgen tagte in Teheran das „Komitee zur Koordinierung und Überwachung von Notfällen durch Luftverschmutzung“. Dabei kamen Vertreter aus dem Gesundheits- und dem Bildungsministerium, der Stadtverwaltung, dem Wetterdienst und der Teheraner Verkehrspolizei zusammen.
Vorschriften für den Notfall
Der Stellvertreter des Teheraner Gouverneurs für Stadtentwicklung, Hossein Karimi, gab nach der Sitzung bekannt, dass alle Kindergärten und Grundschulen der Provinz Teheran wegen erhöhter Schadstoffkonzentration in der Luft bis Dienstag, den 12. November,  geschlossen bleiben. Das gilt nicht für die Regionen Damavand und Firoozkooh im Nordosten Teherans. Zudem sind alle schadstoffproduzierenden Prozesse der Sand-, Kies- sowie Beton- und Asphaltmischwerke in  Teheran und im Westen und Südwesten der Provinz bis zum Ende des Alarms untersagt. Das Komitee beschloss auch, die Regelung wieder in Kraft zu setzen, nach der Fahrzeuge mit geraden und ungeraden Kennzeichen nicht am selben Tag fahren dürfen. Die Verkehrspolizei will zudem Autos und Motorräder mit starkem Qualmausstoß strenger kontrollieren.
Ahvaz: Weltmeister der Luftverschmutzung

WHO: Ahvaz ist die am stärksten verschmutzte Stadt der Welt
WHO: Ahvaz ist die am stärksten verschmutzte Stadt der Welt

Hohe Luftverschmutzung ist nicht nur ein Problem Teherans. Auch andere Städte im Iran sind davon betroffen. „In der vergangenen Woche wurden in Ahvaz mehr als 7.000 Menschen wegen Atembeschwerden in den Krankenhäusern behandelt“, berichtet Mohammad Hussein Sarmast, der  Rektor der medizinischen Universität von der südwestiranischen Stadt: „Zehn Prozent mussten stationär im Krankenhaus bleiben.“ Hauptursache für die hohe Luftverschmutzung in Ahvaz seien die Fackeln der Erdölraffinerien von Chuzestan, der Provinz, deren Hauptstadt Ahvaz ist. Die Tag und Nacht brennenden Flammen verbreiteten eine große Menge an Schadstoffen in Ahvaz und anderen südwestlichen Städten, so Sarmast: „Außerdem hat in der vergangenen Woche der bei der Verbrennung von Industrieabfällen wie Tausender alter Reifen entstehende Rauch zu verstärkter Luftverschmutzung geführt.“ Laut Berichten der Umweltschutzbehörde von Ahvaz ging zudem in der vergangenen Woche saurer Regen über der Stadt nieder und verschmutzte die Luft mit Giftstoffen wie Schwefelsäure. Zahlreiche Menschen mussten auch deshalb mit Atembeschwerden in ärztliche Behandlung. In der aktuellen Rangliste der Weltgesundheitsorganisation WHO gilt Ahvaz als die am stärksten verschmutzte Stadt der Welt.
Ursachen im Inland
 
Stationäre Behandlung wegen Atembeschwerden in Ahvaz
Stationäre Behandlung wegen Atembeschwerden in Ahvaz

Die neue Leiterin der iranischen Umweltschutzorganisation, Massoumeh Ebtekar, versprach, so schnell wie möglich ernsthafte Lösungen für das Problem der Luftverschmutzung in den iranischen Städten vorzulegen. Die Regierung Ahmadinedschad hatte versucht, Nachbarländer wie den Irak für die Luftverschmutzung im iranischen Südwesten verantwortlich zu machen. Ebtekar betonte im Oktober, dass künftig die Hauptursachen der Luftverschmutzung im Inland gesucht werden sollten.
 
Voraussetzung für die Verbesserung der Situation sei Transparenz der Behörden, korrekte Informationsbeschaffung und Indikatoren für die Bewertung behördlicher Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung. Das sei ein langer Prozess, aber die Verantwortlichen sollten kurzfristige populistische Maßnahmen vermeiden, so Ebtekar. In der Vergangenheit seien die genauen Daten über die Luftverschmutzung „zensiert worden“, sagte Said Motessadi, stellvertretender Leiter der Umweltschutzorganisation im Oktober: „Deshalb misstrauen die Bürger den Behörden.“
FP
Aus dem Persischen: Pouya Rastin