Online-Kampagnen gegen das Stadionverbot für Frauen

FIFA-Präsident Sepp Blatters Stellungnahme gegen das Stadionverbot für Frauen bei seinem Iran-Besuch in der vergangenen Woche findet mittlerweile im Internet Widerhall. Fußballfans sprechen sich in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter für die Aufhebung des Frauenverbots in Stadien aus.
Viele iranische Frauen schreiben in den sozialen Netzwerken, dass sie wie die Männer auch  Fußballspielen künftig in den Stadien zuschauen wollen. Eine Woche nach dem Iran-Besuch von FIFA-Präsident Sepp Blatter und seinem Hinweis auf die nötige Aufhebung des Frauenverbots in Fußballstadien wird seine Äußerung immer noch von Twitter- und Facebook-Nutzern diskutiert. Blatter hatte bei seinem Treffen mit dem iranischen Parlamentspräsidenten Ali Laridjani und der Vizepräsidentin Massoumeh Ebtekar auch über die Aufhebung des Frauen-Verbots in Stadien gesprochen. Denn mit Ausnahme einer Sonderregelung beim Länderspiel Iran gegen Deutschland im Jahr 2004 dürfen iranische Frauen laut einer seit der Revolution von 1979 geltenden Vorschrift nicht im Publikum von Fußballstadien erscheinen.
Seither wird im Netz über Blatters Forderung diskutiert – etwa auf der Facebookseite „Präsenz von Frauen in Stadien” , die seit 2012 existiert und über 16.000 Fans hat. Auch wenn soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter im Iran durch Behörden blockiert sind, verwenden viele Nutzer zur Umgehung der Beschränkungen Proxy-Server, um sich dennoch anmelden zu können.
Frauen im Abseits

Filmszene: "Offside" - Ein Mädchen, verkleidet als Junge (3. v. re.) versucht, in ein Fußballstadion zu kommen
Filmszene: „Offside“ – Ein Mädchen, verkleidet als Junge (3. v. re.) versucht, in ein Fußballstadion zu kommen

Manche Nutzer haben auf der Facebook-Seite der Kampagne Bilder von jungen fußballbegeisterten Frauen hochgeladen, die sich, um in die Stadien zu gelangen, als Männer verkleiden. Einige Iranerinnen sollen auch über soziale Netzwerke mit der Vizepräsidentin des asiatischen Fußballverbands, Moya Dodd, Kontakt aufgenommen haben, die diese Woche den Iran besuchen wird.
Auch Bilder aus dem Kinofilm „Offside – Im Abseits“ werden im Internet hochgeladen. Der iranische Regisseur Dschafar Panahi hat 2006 darin das Stadionverbot für Frauen thematisiert. Der Film erzählt von als Männern verkleideten fußballbegeisterten Mädchen, die bei Kontrollen im Stadion festgenommen werden.
Zwitschern für Freiheit
Fußball ist die beliebteste Sprotart im Iran
Fußball ist die beliebteste Sprotart im Iran

Auch zahlreiche Twitter-Nutzer melden sich zum Thema zu Wort. Der Twitter-Account des Ex-Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad stellt die Frage: „Welcher Politiker hat in den vergangenen Jahren zuerst die Präsenz von Frauen in Stadien verteidigt?“ Ahmadinedschad hatte im April 2006 angeordnet, das Stadionverbot für Frauen aufzuheben. Sie sollten – räumlich getrennt von den Männern – Fußballspiele besuchen können. Auf Druck konservativer Geistlicher wurde aber auf die Umsetzung dieses Erlasses verzichtet.
Mit dem Hashtag #IRWomenStadium twittern Netzaktivisten und auch Journalisten auf Englisch, Französisch und Persisch, um die Diskussion über die Aufhebung des Stadionbesuchs für Frauen zu unterstützen.
Gegner und Zyniker
Doch es gibt auch Kritiker der Aufhebung des Verbots. Manche Nutzer befürchten etwa, dass Frauen in Stadien unhöflich behandelt werden könnten. Andere äußern sich zynisch-pessimistisch: „Genau so, wie wir durch unsere Proteste die Twitter-Sperre im Iran beseitigen und die Todesstrafe abschaffen konnten, können wir auch dafür sorgen, dass die Frauen das Recht bekommen, die Stadien zu betreten“, schreibt etwa Twitter-Nutzer Mostafa.
Auch Regierungsmitglieder sprechen von Hindernissen. Nach ihrem Treffen mit Blatter schrieb die iranische Vizepräsidentin Massoumeh Ebtekar auf ihrer Fanseite: „Als ich in einer Statusmeldung für Facebook-Freunde Neuigkeiten über das Treffen mit dem FIFA-Präsidenten schreiben wollte, wurde ich um Vorsicht gebeten. Ich musste bedenken, dass manche sagen würden, ich hätte die größeren Probleme in ihren Städten vernachlässigt und über FIFA und internationale Kooperationen gesprochen.“
 
Farhad Salmanian