Harte Repressionen gegen iranische DichterInnen

Regime vs. PoetInnen: Eine Dichterin berichtet auf sozialen Medien von den Umständen ihrer Haft. Um diesen zu entgehen, fliehen zwei ihrer Dichter-KollegInnen aus dem Iran. Freuen dürfen sich dagegen die FreundInnen der iranischen Kunst- und Filmszene: Während ein Maler die höchste Auszeichnung Frankreichs erhält, haben gleich vier iranische Filme die Gelegenheit, auf der Berlinale Preise zu gewinnen. Kulturnachrichten aus dem Iran:

Die iranische Dichterin Hila Sedighi, die vergangenen Samstag nach zweitägiger Untersuchungshaft gegen Kaution freigelassen worden war, hat sich auf Facebook zu den Umständen ihrer Haft geäußert. Sedighi sei in das Shahpour-Gefängnis gebracht worden, die dafür berüchtigt ist, besonders gefährliche Kriminelle zu beherbergen. Die verängstigte Sadeghi sei mit acht von diesen Kriminellen zeitweise in eine vier Quadratmeter große Zelle untergebracht worden.
Auch über ihre Behandlung durch die Gefängnisleitung und die Polizei beschwert sich die Dichterin: Sie sei während ihrer zweitägigen Haft in einem Käfig von Raum zu Raum gebracht worden. „Man hat mich wie eine Mörderin behandelt“, schimpft Sedighi.
Sie habe schon des Öfteren in iranischen Gefängnissen eingesessen, doch habe sie über die Umstände ihrer Gefängnisaufenthalte stets geschwiegen, um nicht als „Opfer“ bemitleidet zu werden. „Aber dieses Mal bin ich dermaßen schlecht behandelt worden, dass ich nicht mehr schweigen kann“, so Sedighi. „Ich rufe alle Menschen, die gesellschaftlich und kulturell aktiv sind dazu auf, sich gegen die schlechte Behandlung von Gefängnisinsassen zu Wehr zu setzen und den Verantwortlichen deutlich zu verstehen zu geben, dass KünstlerInnen und DichterInnen in Gefängnissen nichts verloren haben“, schreibt die junge Dichterin weiter.

Hila Sadeghi, die „Grüne Poetin“
Hila Sadeghi, die „Grüne Poetin“

Hila Sedighi hatte 2009 zur Unterstützung der oppositionellen „Grünen Bewegung“ im Iran bei zahlreichen Versammlungen ihre Gedichte öffentlich vorgetragen. Seither wird sie im Iran als „Grüne Poetin“ bezeichnet. Für ihre Gedichte und ihre politischen Aktivitäten wurde sie in der Vergangenheit mehrfach verhaftet.
2012 wurde sie für ihr Engagement für Meinungsfreiheit und ihrem „Mut im Angesicht politischer Verfolgung“ mit dem Hellman/Hammett-Menschenrechtspreis ausgezeichnet.
DichterInnen fliehen vor harter Bestrafung
Um die von Sedighi angeprangerten Haftumständen zu entgehen, haben zwei ihrer Dichter-KollegInnen jedoch keine andere Lösung gefunden, als den Iran zu verlassen:
Fatemeh Ekhtesari und der Dichter Mehdi Mousavi, die im Oktober vom Revolutionsgericht in Teheran zu 11 bzw. 9 Jahren Haft und jeweils 99 Peitschenhieben verurteilt worden waren, sind Fars News zufolge in den Irak geflohen. Die Nachrichtenagentur, die der Revolutionsgarde nahe steht, hat auf ihrer Webseite einen Screenshot veröffentlicht, auf dem Ekhtesari und Mousavi in einem Fernsehstudio des Senders Kavosh TV im kurdischen Teil des Irak zu sehen sein sollen.
Die Azad University News Agency bestätigte indes die Nachricht von der Flucht der beiden Kulturschaffenden. Ihr zufolge sollen sich Ekhtesari und Mousavi, derzeit in Sulaimaniyya in der Autonomen Region Kurdistan aufhalten und von dort aus Asyl in Schweden beantragt haben.
Den zwei DichterInnen, die für ihre sozialkritischen Gedichte bekannt sind, wird unter anderem vorgeworfen, gegen das Regime Propaganda betrieben, gegen die nationale Sicherheit verstoßen und sich mit feindlichen ausländischen Medien und Künstlern getroffen zu haben. Gegen das Urteil wurde Revision eingelegt und Ekhtesari und Mousavi vorübergehend freigelassen.
Aydin Aghdashloo
Aydin Aghdashloo

Hohe Auszeichnung für Aghdashloo

Der iranische Maler Aydin Aghdashloo ist vergangenen Dienstag zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt worden. Die höchste Ehrung Frankreichs wurde vergangenen Sonntag von dem französischen Botschafter im Iran, Bruno Foucher, im Beisein zahlreicher KünstlerkollegInnen Aghdashloos in der französischen Botschaft in Teheran vorgenommen.
Der 1940 in der nordiranischen Stadt Rascht geborene Aghdashloo ist nicht nur wegen seiner Gemälde im Iran höchstangesehen. Bekanntheit erlangte er auch als Schriftsteller, Kunstkritiker, Kunsthistoriker und Grafikdesigner.
Aghdashloo ist nach dem Cartoonisten Kambiz Derambakhsh, dem Wissenschaftler Mahmud Hessaby, dem Filmemacher Abbas Kiarostami, der Schauspielerin Leila Hatami, der Theaterdirektorin Pari Saberi, dem Iranisten Jalal Sattari, dem Dichter Mohammad Sepanlou und den beiden Sängern Shahram Nazeri und Mohammadreza Shajarian der zehnte Iraner, der im Namen des französischen Staatspräsidenten zum „Ritter der Ehrenlegion“ ernannt wurde.
Die Ehrenlegion ist ein französischer Verdienstorden, der 1802 von Napoléon Bonaparte in der Absicht gestiftet wurde, militärische und zivile Verdienste, ausgezeichnete Talente und große Tugenden zu belohnen. Geburt, Stand oder Religionsbekenntnis spielen bei der Verleihung des Ordens keine Rolle.
Religiöse Hardliner üben regelmäßig Kritik an den IranerInnen, die die Auszeichnung annehmen. Sie seien „Angehörige der Kultur-NATO“ und die Verleihung des Ordens selbst sei ein „Akt der Aggression des Westens gegen den Iran“ war in der Vergangenheit z.B. in der konservativen Zeitung Keyhan zu lesen.
Iranische Filme auf der 66.Berlinale

Szenen-Foto: "Ejdeha Vared Mishavad" - im Wettbewerb der Berlinale 2016
Szenen-Foto: „Ejdeha Vared Mishavad“ – im Wettbewerb der Berlinale 2016

Das iranische Kino wird bei der diesjährigen Berlinale gleich vier Mal vertreten sein.
In der Sektion „Wettbewerb“ um den Goldenen und die Silbernen Bären wird 2016 Mani Haghighis Film Ejdeha Vared Mishavad! (Englisch: A Dragon Arrives!) konkurrieren, der zum ersten Mal auf internationaler Bühne zu sehen sein wird.
Der 46-jährige Regisseur, Drehbuchautor und Schauspieler war schon mehrfach auf der Berlinale zu Gast. Im Forum zeigte er 2006 Men at Work und 2012 Modest Reception. 2009 lief Ashgar Farhadis About Elly im Wettbewerb und wurde mit dem Silbernen Bären für die beste Regie ausgezeichnet. Haghighi ist darin als Darsteller zu sehen.
Neben Haghighis Film wird das Publikum zudem drei weitere iranische Filme auf der Berlinale zu sehen bekommen, die jedoch in anderen Sektionen des Filmfestivals aufgeführt werden: Reza Dormishians Lanturi, Abbas Aminis Valderrama und Daybreak Dreams von dem iranischen Dokumentarfilmer Mehrdad Oskui.
Die Berlinale findet in diesem Jahr zum 66. Mal statt und geht vom 11. bis 21. Februar. Jury-Präsidentin wird die amerikanische Schauspielerin Meryl Streep sein. Im vergangenen Jahr hatte der Film „Taxi“ des Iraners Jafar Panahi den Goldenen Bären gewonnen.
  JASHAR ERFANIAN