Kritischer Journalist im Todestrakt

Der Journalist und Wirtschaftsexperte Bahman Ahmadi Amoui befindet sich seit mehr als zwei Wochen im Todestrakt. Er hatte in mehreren offenen Briefen über die Situation der politischen Gefangenen berichtet und die Regierung scharf kritisiert.
„Ich bin unter anderem deshalb verhaftet worden, weil ich in meinen Artikeln auf die sich ausbreitende Korruption unter den Verantwortlichen hingewiesen habe“, schrieb Bahmand Ahmadi Amoui im Dezember 2011 an das iranische Parlament. Er habe die enormen Unterschlagungen der Banken, an denen auch die iranische Zentralbank und hochrangige Politiker beteiligt gewesen sind, „schon vor Jahren prophezeit“. In seinem offenen Brief an die Parlamentarier brachte er eine weitere Vision zum Ausdruck: „Es wird nicht lange dauern, und wir werden die Freunde des Präsidenten, ja vielleicht sogar Herrn Ahmadinedschad selbst hinter Gittern sehen.“
„Gefängnis ist sicherer als draußen“

Bahman Ahmadi Amoui und seine Frau Jila Banijaghoub.
Bahman Ahmadi Amoui und seine Frau Jila Banijaghoub.

In einem anderen Brief schrieb Amoui an seine Frau Jila Banijaghoub: „Vielleicht, wenn du nicht gewesen wärest, wäre ich vor Jahren anderswo gelandet und nicht hier in der Abteilung 350 des Evin-Gefängnisses, neben den besten, aufrichtigsten und herausragenden Persönlichkeiten unseres Landes“. In diesem offenen Brief, der internationale Beachtung fand, wies der Journalist auf Folter und Misshandlung der politischen Gefangenen im Evin-Gefängnis hin. Gleichzeitig schrieb er, dass dieser schreckliche Ort für regimekritische Intellektuelle „sicherer“ sei als draußen: „Zumindest weiß man, wenn wir hier morgens aufstehen, dass es jemanden gibt, der uns zweimal zählt; auch wenn manchmal Fehler beim Zählen unterlaufen und wir noch eine Runde mehr gezählt werden müssen! Aber wirklich, wenn draußen ein paar Menschen verschwinden, werden sich einige freuen. Ich glaube deshalb, dass wir hier sicherer sind, und es wäre nicht schlecht, wenn auch du von dieser Sicherheit Gebrauch machen würdest.“
Verlegung und Todestrakt
Es sieht so aus, als würden diese offenen Briefe für Amoui zum Verhängnis werden. Der Dissident, der vor drei Jahren zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde, ist vor etwa einem Monat mit einigen anderen Häftlingen vom Evin-Gefängnis in das Radjai-Shahr-Gefängnis der Stadt Karadj verlegt. Die politischen Gefangenen in diesem Gefängnis beklagen seit Jahren die brutale Behandlung durch das Gefängnispersonal und mangelnde hygienische Einrichtungen.
Nach Angaben regimekritischer Internetseiten wurde Amoui vor mehr als zwei Wochen in eine Einzelhaft verlegt, in der zum Tode verurteilten Gefangenen auf die Vollstreckung des Urteils warten. Während manche Beobachter Lebensgefahr für Amoui vermuten, sehen manche andere die Verlegung in die Todeszelle als eine Strafmaßnahme. Die persische Redaktion der Deutschen Welle zitiert einen nicht namentlich genannten nahen Verwandten von Amoui mit den Worten: „Diese widerrechtliche Maßnahme ist nur zum Abschrecken von Amoui und seiner Familie ergriffen worden.“
Transparency for Iran

Zuletzt hatten am 30. Juni mehr als 140 iranische JournalistInnen im In- und Ausland in einem offenen Brief an die Justizbehörde ihre Sorge um die Gesundheit von Amoui geäußert. Auch die „Internationale Menschenrechtskampagne für den Iran“ hatte Ende Juni auf die Situation von Amoui aufmerksam gemacht. Die AktvistInnen dieser Kampagne hatten in einer Erklärung die Vermutung aufgestellt, dass Amouis Ehefrau, die Frauenrechtlerin Jila Banijaghoub, von den  Sicherheitsbehörden unter Druck gesetzt worden sei. „Dass Banijaghoub schweigt, kann ein Zeichen dafür sein, dass man ihr gedroht hat, über ihren Mann öffentlich nicht Stellung zu nehmen“, hieß es in der Erklärung.
Um internationale Proteste zu verhindern, greift die Islamischen Republik immer wieder auf die Methode zurück, die Angehörigen der Gefangen Druck zu setzen.