„Krieg in Paris“
Die Terroranschläge von Paris beschäftigen auch die IranerInnen. Präsident Hassan Rouhani hat seine Solidarität mit dem französichen Volk bekundet. Online-Medien und NetzaktivistInnen innerhalb und außerhalb des Iran reagieren unterschiedlich.
„Im Namen des iranischen Volkes“ hat der iranische Präsident Hassan Rouhani die Terroranschläge in Paris verurteilt. Der Geistliche bezeichnete die Attentate, die Hunderte Tote und Verletzte forderten, als „unmenschliches Verbrechen“.
Auch sein Außenminister Mohammad Javad Zarif sagte am Samstag vor seinem Abflug nach Wien: „Alle Welt sollte sich mit Frankreich und den Opfern dieses Terroraktes solidarisieren und danach streben, dass Ähnliches nicht noch einmal geschieht.“ Er reiste nach Wien, um nach eigenen Worten mit seinen Amtskollegen aus verschiedenen Ländern über den Syrien-Konflikt und die Wege zur Bekämpfung des IS zu sprechen. Rouhani sollte heute eine mehrtägige Reise nach Frankreich, Italien und in den Vatikan beginnen. Die Reise wurde verschoben.
Die Attentate von Paris lösten in der persischsprachigen Netzwelt eine Welle der Bestürzung aus. IranerInnen aus der ganzen Welt bekunden ihr Entsetzen auf sozialen Netzwerken und verurteilen die „Tragödie“.
Stimmen der Konservativen
Während den reformorientierten Kräften nahestehende Webportale die Attentate verurteilen, sind die Konservativen eher zurückhaltend. Das Nachrichtenportal Fars schreibt in einem Kommentar, sollte der IS die Terrorakte in Paris verübt haben, müsse man davon ausgehen, dass die gewaltsamen Konflikte im Mittleren Osten Europa erreicht hätten. Doch das der Revolutionsgarde nahestehende Portal hat seine Zweifel daran und fragt, ob die Tragödie nicht mit dem Eintritt Russlands in den Syrienkrieg zusammenhinge, weil der Westen damit einen Vorwand gefunden habe, seine Rolle in diesem Krieg zu verstärken.
Die Verschwörungstheorie, der Westen habe diese Aktionen zwecks härteren Vorgehens in Syrien und im gesamten Nahen und Mittleren Osten organisiert oder zumindest begünstigt, ist nicht nur bei den Verantwortlichen von Fars News zu finden. Auch andere ultrakonservative Portale wollen in der Tragödie mehr erkennen als bloße terroristische Aktionen. Tasnim News etwa, eines der einflussreichen Portale der Hardliner, stellt die Frage, warum die Sicherheitsorgane die Attentate nicht vereiteln konnten, und antwortet selbst: Weil sie damit den Islam zu diskreditieren und den „Siegeszug“ dieser Religion in Frankreich zu stoppen versuchen. Auch ein Großteil der Internetuser, die der Wortwahl nach den religiösen Hardlinern zuzurechnen sind, denkt ähnlich.
„11. September für Franzosen“
Konservative Kräfte, die sich relativ neutral verhalten, sehen die Tragödie von Paris als eine Konsequenz der Politik der westlichen Länder gegenüber dem Rest der Welt. Die Website Alef, die den Konservativen innerhalb des Parlaments nahe steht, betitelt ihren Bericht über die Anschläge mit „Krieg im Herzen von Paris“. In dem relativ neutral gehaltenen Text werden die Pariser Terrorakte als „der französische 11. September“ bezeichnet. Sie seien eine Reaktion auf die Einmischungen des Westens in der islamischen Welt. In den zahlreichen Kommentaren weisen viele User darauf hin, dass der Westen selbst Mitschuld an dem Pariser Terrorakt trage. Ein Teil der Kommentatoren ist der Meinung, dass Frankreich die Muslime unterdrücke und die Attentate eine Antwort auf diese „islamfeindliche“ Politik seien.