Drohende Hinrichtung trotz Notwehr
Wieder einmal droht im Iran einem Menschen die Hinrichtung. Das Schicksal der 26-jährigen Reyhaneh Jabbari bewegt Menschen im In- und Ausland. Eine Petition und Solidaritätskampagnen im Internet sollen das Leben der jungen Frau retten.
Unbeeindruckt von der internationalen Kritik an der hohen Zahl der Exekutionen, die in den vergangenen 24 Monaten im Iran vollstreckt wurden, richtet die Islamische Republik weiter Menschen hin. Nun soll es eine junge Frau treffen, die von einem Teheraner Gericht des Mordes für schuldig befunden wurde. Dabei spricht vieles dafür, dass die 26-Jährige keine kaltblütige Mörderin ist.
Reyhaneh Jabbari sitzt bereits seit 2007 im Teheraner Evin-Gefängnis. Vor sieben Jahren verletzte sie einen Mann – offenbar unbeabsichtigt – mit einem Messerstich in die Schulter tödlich. Nach ihrer Aussage hatte er versucht, sie zu vergewaltigen. In einem von vielen MenschenrechtlerInnen und Prozessbeobachtern als äußerst unfair bezeichneten Prozess wurde die Innenarchitektin dennoch des Mordes schuldig gesprochen und zum Tode verurteilt. In den kommenden Tagen wird nun die Vollstreckung des Urteils erwartet.
Online-Petition soll Verurteilte retten
GegnerInnen der Todesstrafe wollen die Hinrichtung der jungen Frau aber nicht tatenlos hinnehmen. Sie wollen Jabbaris Fall an die Öffentlichkeit bringen, um ihr Leben zu retten. Vier Aktivistinnen haben am 21. März eine Petitionsseite ins Internet gestellt, auf welcher UnterstützerInnen gegen die anstehende Hinrichtung protestieren können.
Über einhunderttausend User sind dem Aufruf von Nazanin Afshin-Jam, Shadi Paveh, Shabnam Assadollahi und Mina Ahadi bereits gefolgt und haben die Petition unterzeichnet. Auf 2.300 Seiten haben die Initiatorinnen nun die Namen der UnterzeichnerInnen gesammelt und sie an die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton und den UN-Sonderberichterstatter für Menschenrechte im Iran, Ahmed Shaheed, geschickt. Zudem ist ein Treffen Afshin-Jams mit Shaheed geplant. So hoffen die Aktivistinnen Druck auf das Regime in Teheran auszuüben, damit Jabbari und andere von Hinrichtung bedrohte Häftlinge der Exekution entgehen.
Facebook-Solidarität
Verbreitet wird die Petition vorwiegend über Twitter und Facebook, etwa über die Seiten Save Reyhaneh Jabbari From Execution In Iran und Stop the Execution of Reyhaneh Jabbari, auf denen sich zahlreiche IranerInnen und Nicht-IranerInnen mit Jabbari solidarisieren und angesichts der Beweislage, die für ihre Unschuld spricht, über die anstehende Exekution empören.
„Ich hoffe aus ganzem Herzen, dass die Welt der Petition Beachtung schenkt und das Leben Reyhanehs gerettet wird“, schreibt etwa Shahla unter einem Foto Jabbaris auf der Seite IranerInnen auf Facebook. Es sei nicht auszuhalten, wie im Iran das Recht der Menschen auf Leben und Überleben „mit Füßen getreten“ werde, klagt Behnam auf I am Rayhaneh Jabbari. Eine andere Nutzerin der Seite fragt, wie sich Frauen vor sexuellen Übergriffen denn schützen könnten, wenn nicht durch Notwehr. „Offenbar dürft ihr das nur mit Wattebäuschchen“, lautet die ironische Antwort des Users Ahmadreza.
Wenig Hoffnung
Doch die NutzerInnen des bei IranerInnen sehr populären Netzwerks Facebook zeigen ihre Unterstützung nicht nur durch ihre Kommentare. Viele haben in der von den vier Initiatorinnen der Petition ausgerufenen Solidaritätswoche für Reyhaneh Jabbari vom 21. bis zum 28. März ein Foto der zum Tode Verurteilten als Profilfoto auf ihre Accounts gestellt oder mit dem Statuseintrag „Ich heiße Reyhaneh. Tötet mich“ ihre Solidarität gezeigt.
Ob diese Proteste und Solidaritätsbekundungen jedoch Erfolg haben werden, ist fraglich. Ihrem Schicksal kann Jabbari derzeit nur entkommen, wenn die Familie des getöteten Mannes der Aussetzung der Todesstrafe zustimmt. Bis jetzt hat diese jedoch abgelehnt, Gnade walten zu lassen.
Jashar Erfananin