20 Geschäfte in zwei Monaten wegen Verstößen gegen Bekleidungsvorschriften geschlossen
In den vergangenen zwei Monaten sind in mehreren Städten Irans etwa 20 Cafés, Gartenrestaurants und Hochzeitssäle von den Behörden versiegelt worden. Wie die Zeitung Ham-Mihan berichtete, geschah dies wegen angeblicher „Verletzungen der Kopftuch- und Bekleidungsregeln“. Die Maßnahmen betrafen unter anderem Betriebe in Teheran, Isfahan, Dezful, Hamedan und Kashan. Betroffene Frauen berichteten, dass sie im Alltag weiterhin täglich mehrfach auf ihre Kleidung angesprochen würden.
Besonders in kleineren Städten setzten die Behörden die Kontrollen der Bekleidungsvorschriften verschärft fort, während in Teheran ein Rückgang zu beobachten sei, sagte eine Soziologin der Zeitung Ham-Mihan. Als Beispiel führte die Zeitung ein Café im Stadtteil Niavaran in Teheran an, das kürzlich geschlossen worden sei, weil es eine Veranstaltung mit motorradfahrenden Frauen geplant hatte. Die Schließung fand statt, obwohl die Regierung eine Woche zuvor einen Gesetzesentwurf zur Legalisierung des Motorradfahrens von Frauen angekündigt hatte.
Bereits im Juni hatte der Leiter der Aufsichtsbehörde für öffentliche Orte in der Provinz Gilan die Schließung von 42 Cafés und Restaurants in Rasht im nördlichen Iran wegen vermeintlicher „Normverletzungen“ bekanntgegeben. Häufig wird dabei offiziell kein direkter Bezug zum Kopftuchzwang genannt. Im August machte ein Vorfall im südiranischen Fasa Schlagzeilen: Nach einem Streit zwischen einer verschleierten Frau und zwei weiblichen Jugendlichen in einem Einkaufszentrum wurden die beiden Mädchen sowie die Person, die ein Video des Vorfalls hochgeladen hatte, verhaftet. Das Café des Einkaufszentrums wurde geschlossen.
Ein Anwalt aus Isfahan berichtete der Zeitung von mehreren Verfahren gegen Frauen wegen Kopftuchverstößen. Ihm zufolge wird in Konzertsälen mit Laserpointern auf Frauen ohne korrekt sitzende Kopftücher gezielt, um sie unter Druck zu setzen. Manche Gerichte verhängten dabei sogar Haftandrohungen, obwohl das Gesetz ausschließlich Geldstrafen vorsehe.
Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation HRANA wurden im iranischen Jahr 1403 (März 2024 – März 2025) mindestens 536 kommerzielle Einrichtungen geschlossen. Gründe waren neben dem Kopftuchzwang auch die Öffnung während des Ramadan oder an religiösen Trauertagen.