Ukrainisches Fleisch beunruhigt iranische VerbraucherInnen
Gerüchte über den Import von radioaktiv belastetem Fleisch aus der Ukraine beunruhigen iranische VerbraucherInnen. Widersprüchliche Angaben der iranischen Gesundheitsbehörde und von Parlamentsangehörigen vergrößern das Misstrauen.
Die Ukraine macht im Iran Schlagzeilen, und das nicht nur in politischer Hinsicht. Nach dem Aufstand gegen Präsident Viktor Janukowitsch und dem Konflikt auf der Krim gehört radioaktiv verseuchtes Fleisch aus der Ukraine zu den Topthemen der iranischen Medien.
Dabei soll es sich dem iranischen Amt für Veterinärmedizin zufolge bei dem Fleischimport lediglich um eine Probe von neun Kilogramm handeln, die zur Überprüfung der Messwerte an die iranische Atomenergiebehörde geschickt wurde. Seit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 werden Fleischwaren aus der Ukraine auf radioaktive Verseuchung überprüft. Laut der Atomenergiebehörde wiesen die jüngsten Proben keine problematische Konzentration mehr auf.
So kam der Stein ins Rollen
Anfang Februar hatte der Parlamentsabgeordnete Bahman-Ali Iranpour noch von 20 Tonnen radioaktiv verseuchten Fleischs berichtet, das aus der Ukraine importiert worden sei. Journalisten gegenüber versicherte er, über Beweise dafür zu verfügen, die er bei Bedarf veröffentlichen würde. Die iranische Gesundheitsbehörde dementierte dies. Samad Yeganeh, Leiter der Quarantäneabteilung des iranischen Amtes für Vetenrinärmedizinbehörde, beteuerte: „Bis jetzt sind keine radioaktiv verseuchten Fleischwaren aus der Ukraine importiert worden.“ Zwar existiere der Container mit den 20 Tonnen Fleisch tatsächlich und Analyseergebnisse ließen keine radioaktive Verseuchung erkennen. Doch aufgrund der Besorgnis der VerbraucherInnen werde die Einfuhr von Fleisch aus der Ukraine nicht genehmigt, so Yeganeh.
Fleischmafia
Hossein Sadr, der Vorsitzende des Verbands der Fleischimporteure, bestätigt dagegen den Import von 20 Tonnen „einwandfreien Fleischs“: „Wenn das Fleisch verseucht wäre, hätten die zuständigen Behörden den Import nicht genehmigt“, sagt Sadr. Experten bezeichnen die Fleischkontroverse als Werbekrieg zwischen den auf dem Fleischmarkt aktiven Parteien. Laut dem Nachrichtenportal Tabnak verbreiten rivalisierende Fleischimporteure derartige Gerüchte in der Öffentlichkeit. Das bestätigt der Vorsitzende des Vereins iranischer Tierärzte, Payam Mohebi: „Der Durchblick fällt schwer, denn in der Fleischbranche herrscht eine mächtige Mafia“, sagte er dem Internetportal Tabnak.
Sepehr Lorestani
Aus dem Persischen: Said Shabahang