Iranische Wälder vor dem Aussterben

Salzwüsten, kahle Felsgebirge und Steppenlandschaften sind die Bilder, die die meisten Menschen mit dem Iran in Verbindung bringen. Dabei bedeckten bis vor drei Jahrzehnten Wälder 11 Prozent des Landes. Heute warnen Forscher vorm Aussterben dieser Pflanzen- und Tierwelt.
18 Millionen der insgesamt 165 Millionen Hektar Gesamtfläche des Irans waren bis in die achtziger Jahre hinein bewaldet. Das ist fast doppelt so viel wie die deutsche Waldfläche von 10 Millionen Hektar. Die paradiesische Landschaft der kaspischen Waldregion im Norden des Landes mit riesigen Eichen, Buchen und Ahornen, die sich einst über 3,4 Millionen Hektar erstreckte, ist heute auf 1,2 Millionen Hektar geschrumpft. Laut der UNO-Organisation „Food and Agriculture Organization“ (FAO) wurde bis Ende 2007 insgesamt mehr als ein Drittel der iranischen Wälder zerstört.
Und die Zerstörung geht weiter: Iranische Forscher warnen, dass allein zwischen 2009 und 2012 jährlich etwa 100.000 Hektar Waldfläche im Land vernichtet wurden. Das berichtete die iranische Nachrichtenagentur MEHR in der vergangenen Woche. In dem Bericht mahnt der iranische Klimaforscher Nasser Karami vor dramatischen Auswirkungen für die Zukunft: „Wenn diese Tendenz sich nicht unverzüglich ändert, wird der Iran in dreißig Jahren keine Wälder mehr haben.“
Schuld ist die Regierung

"Die Verantwortlichen erlauben, dass Bäume abgeholzt und dafür Weideflächen geschaffen werden"
"Die Verantwortlichen erlauben, dass Bäume abgeholzt und dafür Weideflächen geschaffen werden"

Kritiker geben der Regierung die Schuld an der Entwicklung. So wurde etwa ein alter Regierungsbeschluss, dem zufolge die iranischen Viehzüchter ihre etwa 3,3 Millionen Tiere bis zum Jahre 2009 aus den Waldgebieten zurückziehen sollten, nicht eingehalten. Als dieser Beschluss verabschiedet worden sei, seien die Verantwortlichen davon ausgegangen, dass das Vieh den Wäldern Schaden zufügen würden, sagte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad kürzlich bei einer Parlamentsdebatte zu dem Thema. „Heute wissen wir, dass das so nicht stimmt.“ Viehzüchter würden im Gegenteil 14.000 Arbeitsplätze schaffen, so Ahmadinedschad.
Der Leiter der Landwirtschaftskommission des Parlaments, Abbas Rajaei, bezeichnete Ahmadinedschads Aussage als „unprofessionell“: Normalerweise wüchsen in Wäldern keine Gräser, die begründeten, Viehzüchtern die Nutzung zu gewähren. „Statt dessen erlauben wir, dass Bäume abgeholzt und dafür Weideflächen geschaffen werden“, so Rajaei.
Hinzu komme die hohe Zahl von Genehmigungen für Industrieprojekte, ergänzt der Wissenschaftler Mohammad Darvish vom iranischen Waldforschungsinstitut. Selbst Projekte, die wegen ihrer schädlichen Auswirkungen auf das Ökosystem gestoppt wurden, seien wieder aufgenommen worden. Zudem würden „übereilt“ unnötige Straßen und Industriegebiete ausgebaut, so Darvish.
Fehlende Qualifikation der Entscheider
Solche Fehlentscheidungen der Verantwortlichen hätten einen Grund, meint der Vorsitzende des iranischen Waldschutzvereins Hadi Kiadaliry: „Wir brauchen mehr qualifizierte Führungskräfte. Denn es sieht so aus, als würden einige der Verantwortlichen nicht wissen, dass durch die Entwaldung eine Reihe von Ökosystemen des Landes vernichtet werden, darunter auch verschiedene Tierarten.“
BS / FH
Quelle: www.hemayat.net