Iranische Autoindustrie vor dem Zusammenbruch
Die iranische Autoproduktion hat sich innerhalb des vergangenen Jahres um die Hälfte reduziert. Schuld daran seien die Wirtschaftssanktionen, meinen einige Parlamentsabgeordnete. Andere machen die Regierung Ahmadinedschads und seine unkluge Strategie dafür verantwortlich. Sie fordern sofortige Gegenmaßnahmen des neu gewählten Präsidenten Hassan Rouhani.
Die Nachrichtenagentur Khane Melat sprach bereits vom „Untergang der iranischen Autoindustrie“. Am 10. Juli zitierte sie ausführlich den Abgeordneten Hosseini Sadr: Das „bittere Erbe der Regierung Ahmadinedschads“ sei ein chaotischer Zustand des Automarktes – „Dreifach erhöhte Preise bei verminderter Qualität.“ Der Parlamentarier fordert, die künftige Regierung müsse sofort eine Sonderkommission zur Behebung der Missstände einsetzen. Sadr, Mitglied des Parlamentsausschusses für Industrie und Bergbau, hält etwa die Bestimmung für revisionsbedürftig, nach der der Import von ausländischen Autos Monopol bestimmter Händler ist. Die Lage der Autoindustrie sei so marode, dass man sie nicht mit einem „Motto des Jahres“ schönreden könne, so Sadr. Damit spielt der Abgeordnete auf die Neujahrsrede des iranischen Revolutionsführers Ali Khamenei an, in der dieser das vergangene Jahr als „Jahr der nationalen Produktion und Unterstützung des iranischen Handwerks und Kapitals“ bezeichnet hatte.
Staatliches Missmanagement
Auch Aziz Akbarian, ebenfalls Mitglied des parlamentarischen Gremiums für Industrie und Bergbau, macht die islamische Regierung für die Missstände in der Autoindustrie verantwortlich. Ihm zufolge ist die Krise mit den Einbrüchen der iranischen Währung verbunden und ohne staatliche Soforthilfe nicht zu beheben. „Die Autoproduktion im Iran hat sich von 2,2 Millionen Fahrzeugen auf eine Million im Jahr reduziert. Das treibt die Preise in die Höhe. Ohne Finanzhilfe der Regierung und Aufstockung der Produktion kann man die Preise nicht senken“, sagte der Parlamentarier der Nachrichtenagentur Khane Mellat.
Verschlechterung durch Wirtschaftssanktionen
Dass die USA am 1. Juli die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran verschärften, beeinträchtigt auch die Autoindustrie. Laut dem iranischen Nachrichtenportal Mehr kündigten koreanische Firmen als erste an, ab dem ersten Juli die Lieferung von Autoteilen in den Iran zu stoppen. Allein dadurch würden die Produktionskosten um weitere 40 Prozent steigen, schreibt Mehr. Obwohl sich die Autohersteller bereits nach neuen Zulieferern in China umschauen, sei die Produktion kurzfristig beeinträchtigt. Die iranischen Autobauer ersuchten bereits den neuen Präsidenten Hassan Rouhani um Überlebens-Soforthilfe, da ihnen ansonsten die Pleite drohe. Bereits heute könnten Rechnungen nicht mehr beglichen werden. Das staatliche Amt für industrielle Entwicklungshilfe versprach den Autobauern mehr Kredite aus Devisenreserven. Doch der Staat hat in den vergangenen Jahren gefährdeten Industriezweigen viel versprochen und wenig davon eingehalten. So bleibt die Zukunft der iranischen Autoindustrie ungewiss.
FP