Nukleare Kooperation – ein krimireifer Deal
Vor dem Hintergrund der weit verbreiteten tektonischen Aktivität im Iran und gemeinsamen Studien im Iran und in Deutschland entschloss man sich, die äußeren Behälter der Reaktoren so zu verstärken, dass sie tektonischen Erschütterungen standhalten können. Dies führte zu höheren Baukosten, die aber laut dem iranischen Chef-Nukleartechniker Etemad die Wirtschaftlichkeit der Atomenergie nicht beeinträchtigen würden.
Uran-Exploration
Bei der Urangewinnung fuhr der Iran zweigleisig. Zum einen setzte man auf die Lieferung von angereichertem Uran durch den Erwerb von Anteilen an französischen Firmen zur Uran-Förderung und –Anreicherung (Eurodif). Auf dem zweiten Gleis suchte die IAEO gemeinsam mit der deutschen Uran-Gesellschaft nach Möglichkeiten zur Exploration eventueller iranischer Uran-Reserven. Ein Vertrag zwischen AEOI und dem Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) bot den rechtlichen Rahmen, die Uran-Anreicherung zu gegebener Zeit anzugehen.
Ausbildung technischer Mitarbeiter
AEOI und KWU kamen überein, iranische Fachkräfte für Bau und Betrieb der AKW in zweijährigen Kursen auszubilden. Etwa 1.000 Absolventen iranischer Hochschulen oder technischer Schulen waren dafür vorgesehen. Sie sollten bei der KWU und an der Technischen Hochschule in Karlsruhe ausgebildet werden.
Uran-Anreicherung und Wiederaufbereitung
Offensichtlich sahen die Bundesregierung und die KWU seinerzeit keine Probleme darin, sich auf diesem hochsensiblen, proliferationsaffinen Gebiet über die Bedenken der USA hinwegzusetzen und mit dem Schah-Regime zu kooperieren. Nach der Revolution im Iran allerdings ließen beide die Vollendung des Projektes bereitwillig fallen.
Die Provinz Buschehr wird immer wieder von Erdbeben heimgesucht:
Lieferung von Brennelementen
Der Iran war selbst nicht in der Lage, Brennelemente für die erworbenen AKW herzustellen. Jedoch war die Zusammenarbeit mit französischen Firmen zum Bezug von angereichertem Uran noch nicht so weit gediehen, um Brennelemente für die Buschehr-Reaktoren bereitstellen zu können. Daher kamen die KWU mit der AEOI überein, gegen eine gesonderte Zahlung zehn Jahre lang abgebrannte Brennelemente zurückzunehmen und zu ersetzen.
Lieferung und Aufbau zweier AKW
Es handelte sich um den Bau zweier AKW – Iran1 und Iran2 – nach dem Muster der deutschen AKW Biblis 1 und 2 mit einer Leistung von jeweils 1.200 MW. Der Reaktorentyp war ein Druckwasser-Reaktor mit Leichtwasser als Moderator. Als Referenz-AKW wurde das AKW Grafenrheinfeld in Bayern vertraglich vereinbart. Das sind Reaktoren, deren Baubeginn etwas später als Biblis 1 und 2 auf das Jahr 1974 fällt.
Der Baubeginn der Buschehr-Reaktoren erfolgt im August 1975 noch vor dem Vertragsabschluss zwischen den Vertragspartnern AEOI und KWU im Juli 1976. Als Bauende wurden Dezember 1980 für Iran1 und Dezember 1981 für Iran2 vereinbart. Ebenso wurde vereinbart, dass die KWU den Bedarf der beiden Reaktoren an angereichertem Uran für zehn Jahre gewährleisten soll.
Die gesamten Baukosten des Projektes betrugen 7,8 Milliarden DM, bestehend aus:
- 5,6 Milliarden DM für 2 AKW
- 0,6 Milliarden DM für die Einrichtungen zur Zufuhr von Kühlwasser
- 1,6 Milliarden DM für Infrastrukturmaßnahmen wie die Unterbringung der Mitarbeiter und ihrer Familien in der Aufbauphase
Bis zum Jahr 1979 waren die Baumaßnahmen für Iran1 zu etwa 85 Prozent, für Iran2 zu etwa 50 Prozent erfolgt.
Die Revolution von 1979
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