Bittere Nachrichten zum iranischen Neujahr

Das neue Jahr beginnt für die verarmten Massen im Gottesstaat Iran noch schlechter als das alte: Die Preise für Lebensmittel stiegen vor dem Nourooz-Fest weiter an. Politiker warnen bereits vor dem Zorn der Bevölkerung.
Es kommt nicht oft vor, dass das iranische Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei seinen Landsleuten Freude und schöne Tage wünscht. Deshalb waren viele IranerInnen überrascht, als er den IranerInnen am 16. März ein fröhliches Nourooz-Fest herbeisehnte. Der Landesvater wies dabei auf die hohe Unfallrate auf iranischen Straßen hin und wünschte sich, die Verantwortlichen mögen Maßnahmen ergreifen, um Unfälle zu reduzieren.
Armut steigt drastisch
Diese guten Wünsche des Ayatollah werden wohl kaum die Nöte der verarmten Massen lindern. Denn ein Großteil der iranischen Bevölkerung kann sich den Neujahrsurlaub nicht mehr leisten, der in den vergangenen 40 Jahren bei der städtischen Bevölkerung zur Tradition geworden ist. Die Website EBTEKAR schreibt: „Die Nachrichten, die uns in diesen Tagen erreichen, sind zu bitter, als dass man sie mit Ratschlägen versüßen kann.“ Mit Hinweis auf die rasant steigende Teuerungsrate des Landes warnt auch die halbamtliche Nachrichtenagentur FARS: „Die Verantwortlichen sollten Maßnahmen ergreifen, damit dem Volk die Freude am Nourooz-Fest nicht vergeht.“ Das dem einflussreichen Politiker Mohsen Rezaie nahestehende Nachrichtenportal TABNAK schreibt, die Preissteigerungen für viele Waren kurz vor Nourooz seien im Vergleich zu vergangenen Jahren unverhältnismäßig.
Die Regierung trägt die Schuld

Für viele Familien im Iran ist Fleisch zur Luxusware geworden
Für viele Familien im Iran ist Fleisch zur Luxusware geworden

Tabnak schiebt die Schuld an der Misere der Regierung von Mahmoud Ahmadinedschad in die Schuhe. Der Parlamentsabgeordnete Abdolreza Torabi beschwert sich im Gespräch mit Tabnak über deren falsche Politik: „Die Regierung hat es versäumt, die Preise zu regulieren. Das Ergebnis ist die Verteuerung vieler lebensnotwendiger Güter.“ Dies wird von Torabis Kollegen Asgar Jalalian bestätigt: „Wenn die Verantwortlichen in unserem Land den Handel richtig geregelt hätten, hätten wir nun nicht diese hohe Inflationsrate.“ Die Abgeordneten warnen vor heftigen Reaktionen seitens der Bevölkerung. „Der Preisanstieg kurz vor dem Nourooz beunruhigt einen Großteil der Bevölkerung“, so Abdolreza Torabi.
Nur Brot und Käse
Der staatliche „Oberste Rat der Arbeit“ hat vergangene Woche die Mindestlöhne für Arbeiter im neuen Jahr festgelegt. Danach sollen ungelernte Arbeiter monatlich mindestens umgerechnet etwa 130 Euro bekommen. Iranischen Nachrichtenwebsites zufolge übersteigen aber allein die Mieten in den meisten Bezirken der iranischen Großstädte die Grundeinkommen der Arbeiter. Selbst in den armen Vierteln Teherans werde für eine Dreizimmerwohnung nicht weniger als umgerechnet  80 Euro verlangt. Nach Berechnungen des Nachrichtenportals ENTEKHAB decken die marktüblichen Löhne nicht einmal  die Grundnahrungsmittel und die Wohnungsmiete einer vierköpfigen Arbeiterfamilie: „Würde diese Familie täglich nur Brot und Schafskäse verzehren, müsste sie die Hälfte ihres Einkommens dafür verwenden“, schreibt die Webseite. Entekhab geht dabei von festen Preisen für Käse und Brot aus. Doch der rasante Verfall der iranischen Währung befeuert die Inflationsrate, die laut staatlichen Nachrichtenagenturen im auslaufenden iranischen Jahr bei 32 Prozent lag. Experten zweifeln an dieser offiziellen Zahl und schätzen die Inflationsrate noch erheblich höher. In der Rangliste der zehn Länder mit der höchsten Inflationsrate steht der Iran an dritter Stelle.
MS/FP