Sicherheitskräfte sperren Khavaran-Friedhof
Iranische Sicherheitsbeamte haben am Freitag die Straßen zum südostlich von Teheran gelegenen Khavaran-Friedhof gesperrt und dort einige Menschen festgenommen. Das meldete die „Human Rights Activists News Agency“ (HRANA). Demnach hätten die Sicherheitskräfte verkündet, der Friedhof werde bis Ende September geschlossen bleiben.
Auf dem Friedhof versammeln sich jährlich am letzten Freitag des Monats August Familienangehörige von im Sommer 1988 hingerichteten politischen Gefangenen und veranstalten dort eine Gedenkfeier. Damals hatte eine von Revolutionsführer Ayatollah Ruhollah Khomeini persönlich ernannte dreiköpfige Kommission innerhalb von drei Wochen über die Schicksale von fast 4.000 Menschen entschieden. 3.800 Hingerichtete aus dieser Zeit sind namentlich bekannt. Nach Zeugenaussagen dauerten Gerichtsverhandlungen oft nur wenige Minuten, die Fragen der Kommission sollen sich ausschließlich darum gedreht haben, ob der Gefangene für oder gegen das islamische Regime war. Die Leichen der Opfer wurden an verschiedenen Orten begraben, etwa auf dem verlassenen Friedhof Khavaran.
Seit Mitte der 90er Jahre treffen sich Mütter und Frauen der Opfer mehrmals pro Jahr mit Blumen auf dem Friedhof, um das Massenverbrechen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Die Frauen tragen nicht, wie im Iran üblich, schwarze, sondern weiße Trauerkleidung und wurden als „Mütter von Khavaran“ zum Symbol einer neuen Form weiblichen Widerstandes. Im Mai 2014 wurde ihnen der Menschenrechtspreis der südkoreanischen Stadt Gwangju verliehen. Damit wollte die Stadt den Jahrzehnte langen friedlichen Kampf der Frauen für Gerechtigkeit und gegen das Vergessen ehren.
(fh)