Rouhani wirft Westen „Iran-Phobie“ vor
Der iranische Präsident Hassan Rouhani hat bei seiner Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) am Donnerstag den Westen für seine „Politik der Iran-Phobie“ kritisiert. Die Behauptung, der Iran wolle die muslimischen Länder in seiner Region unter seine Macht bringen, sei ein Märchen, so Rouhani. Ein Sieg über den Fundamentalismus in der Region sei nur mit Initiative der regionalen Akteure vorstellbar, so der Präsident weiter. Auch der Iran schaue mit Sorge auf die Terrormiliz Islamischer Staat (IS), die Teile des Iraks und Syriens unter Kontrolle hat.
Rouhani ging auch auf die Atomverhandlungen ein. Dabei betonte er, der Westen solle die „historische Gelegenheit“ nicht verstreichen lassen und das Streben nach einer gemeinsamen Vereinbarung fortführen. Rouhani erklärte, die internationalen Sanktionen gegen sein Land hätten zu nichts geführt als dazu, „das Bild der westlichen Länder bei der iranischen Bevölkerung zu trüben“. Ein mögliches Scheitern der Atomverhandlungen würde zudem den Eindruck vermitteln, der Westen sei gegen technologische Entwicklungen und Fortschritte in anderen Ländern, so Rouhani.
Der als moderat geltende Regierungschef traf sich gestern am Rande der UN-Vollversammlung mit dem deutschen Außenminister Walter Steinmeier (SPD). Bei dem Gespräch betonte Rouhani die wichtige Rolle der Bundesrepublik Deutschland bei den Atomverhandlungen. Steinmeier lobte den Iran für seine Kooperation. Es lägen viele Angebote und Vorschläge auf dem Tisch, so der deutsche Außenminister: „Es ist jetzt Zeit, den Konflikt endlich zu beenden.“
Rouhanis Reise nach New York wird von der iranischen Regierung als positiv bewertet. Am Mittwoch traf sich der iranische Präsident zum ersten Mal seit der Revolution im Iran vor 35 Jahren mit dem britischen Premierminister David Cameron. Bei dem Treffen wurde über die Atomverhandlungen, die Bekämpfung des Terrorismus im Irak und in Syrien sowie über bilaterale Beziehungen gesprochen.