Studentenproteste nach Busunglück
Zum zweiten Tag in Folge protestierten am Sonntag Hunderte StudentInnen der Fakultät Wissenschaft und Forschung an der Islamischen Azad-Universität in Teheran. Anlass ihrer Proteste ist der Unfall eines Uni-Busses, bei dem am vergangenen Dienstag zehn Studierende starben und weitere 28 schwer verletzt wurden.
Laut der ersten offiziellen Erklärung der Uni soll der Fahrer des Busses am Steuer einen Herzinfarkt erlitten haben. Diese Meldung wurde jedoch vom Unfall-Ärzteteam des Krankenhauses dementiert.
Am Freitag teilte dann der Teheraner Polizeichef Mohammadreza Mehmandar mit, der Bus gelte bereits seit sechs Jahren als „technisch veraltetes Modell“. Medienberichten zufolge hatte die Uni das Fahrzeug 20 Tage vor dem Unfall in Betrieb genommen, ohne eine technische Prüfungsbescheinigung erhalten zu haben. In den vergangenen sechs Tagen wurden in diesem Zusammenhang bereits fünf Verantwortliche der Universität entlassen.
Studierende fordern den Rücktritt des Kuratoriumsvorsitzenden der Universität, Aliakbar Velayati, und des Universitätspräsidenten Mohammad Mehdi Tehranchi. Ihre Proteste am Sonntag eskalierten, als der Präsident der Hochschule mit seinem Auto durch die protestierende Menge raste. Videos zufolge, die von protestierenden StudentInnen aufgenommen und auf sozialen Netzwerken verbreitet wurden, wurden dabei zwei Studenten verletzt.
Die Islamische Azad-Universität hat ihren Hauptsitz in Teheran und ist mit über 1,6 Millionen Studierenden eine der größten Universitäten weltweit. Sie wurde 1982 von Ali Akbar Hashemi Rafsanjani gegründet, der viele Jahre im Vorstand der Hochschule saß. Nach seinem Tod im Januar 2017 ernannte der religiöse Führer Ayatollah Ali Khamenei seinen Berater für internationale Beziehungen Aliakbar Velayati zum Vorsitzenden des Kuratoriums. Velayati war von 1981 bis 1997 Irans Außenminister und ist derzeit Mitglied des sogenannten Schlichtungsrates, der bei Streitigkeiten zwischen dem Parlament und dem „Rat der Wächter des Grundgesetzes“ als Schlichter fungiert. (fh)