Bericht über inhaftierte Mütter
Die inhaftierte Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi hat einen Bericht über die Situation von Müttern im Gefängnis geschrieben. Dieser wurde am Montag auf der Webseite des iranischen Zentrums zum Schutz der Menschenrechte veröffentlicht. Demnach haben acht von Mohammadis 31 Mitinhaftierten im Frauentrakt des Teheraner Evin-Gefängnisses kleine Kinder, die ihre gefangenen Mütter nur eine Stunde pro Woche besuchen dürfen. Der Besuch findet in der Regel am Mittwoch statt. Mohammadi selbst kann ihre Zwillingskinder nicht sehen, da sie beim Vater in Paris leben. Dennoch seien die Mittwoche für sie als Mutter emotionale Tage, berichtet die Menschenrechtlerin.
Eine der inhaftierten Mütter ist die Britisch-Iranerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe, die während ihres Iranbesuchs im April 2016 in Teheran inhaftiert und zu fünf Jahren Haft verurteilt wurde. Die Projektleiterin der Thomson-Reuters Foundation war mit ihrer damals 22 Monate alten Tochter im Iran. Diese befindet sich seither bei ihren Großeltern in Teheran. Mohammadi zitiert in ihrer Reportage aus einem Brief von Zaghari-Racliffe, die dort schreibt: „Wenn ich mir hätte vorstellen können, dass mir in meinem Geburtsland etwas so Schreckliches wiederfahren würde, hätte ich diese Reise nie angetreten.“
Mohammadi war stellvertretende Leiterin des iranischen Zentrums zum Schutz der Menschenrechte, das bei Menschenrechtsverletzungen unentgeltlich juristische Unterstützung leistete. Das Zentrum ist mittlerweile verboten. In den vergangenen Jahren wurde Mohammadi mehrmals verhaftet. Im September 2016 hat das iranische Revolutionsgericht in Teheran in zweiter Instanz die im Mai verhängte 16-jährige Haftstrafe für Mohammadi bestätigt. Sie wurde wegen „Propaganda gegen den Staat“, „Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit“ und „Gründung und Mitarbeit in der Gruppe Legam“ verurteilt. Immer wieder hat sie mit Hungerstreiks gegen schlechte Haftbedingungen protestiert. Zudem beklagte sie im Mai in einem offenen Brief an die Justiz, dass ihr seit sieben Monaten der Telefonkontakt mit ihren in Paris lebenden Kindern verboten worden war.
(fh)