Besetzung der Britischen Botschaft: Empörung und Begeisterung
Die Besetzung der britischen Botschaft in Teheran am 29. November wird von der iranischen Internetgemeinde mit Wut und Empörung aufgenommen. Nur die Regimetreuen bejubeln die gewaltsame Aktion. Eine Bestandsaufnahme.
Dienstag, 29. November, vor der Britischen Botschaft in Teheran: Junge Menschen klettern die Mauer der Botschaft hoch, demolieren das Eingangstor, die britische Flagge wird von den Demonstranten gegen die iranische ausgetauscht, die Fenster mit Schlagstöcken zerstört. Das alles in Anwesenheit der Sicherheitskräfte der iranischen Polizei.
Und noch bevor diese Bilder von den Medienmachern in die Welt geschickt werden konnten, waren Blogger und andere Internetaktivisten in ihrem Medium mit dem Vorfall befasst. Eine Flut von Informationen, begleitet vor allem von Wut und Abscheu, aber auch von Freude ging durch das weltweite Netz.
Viele Gegner der Besetzungsaktion sehen darin eine Verletzung der territorialen Hoheit Großbritanniens. So schreibt die Bloggerin Masieh Alinejad: „Wenn die Botschaft eines Landes angegriffen wird, ist das eine klare Botschaft.“ Ihrer Meinung nach ist die Aktion eine verkappte Kriegserklärung. Alinejad macht die „kriegswütigen“ Teile der islamischen Machthaber dafür verantwortlich und behauptet, mit einem Krieg könnten diese ihre ins Wanken gekommene Macht festigen.
Der Tenor bei den regimetreuen Internetusern lautet: „Jeder erntet, was er gesät hat.“ Großbritannien habe das iranische Volk ausgebeutet und müsse nun dafür büßen. Der Autor des Weblogs „Kharchangzadeh“ etwa regt sich über den Westen und seine „Doppelmoral“ auf: „Anscheinend gelten die Regeln der Genfer Konvention nur für den Iran und nur wir müssen die Vorschriften des NPT-Waffensperrvertrags befolgen.“
Basij-Kommandant machte mit
Andere Stimmen entsetzen sich nicht nur über die „völkerrechtswidrige Aktion“, sondern auch darüber, wie die dafür Verantwortlichen sich der Schuld entziehen und diese Aktion als „spontan“ bezeichnen. Der Blogger „Ghalbir“ schreibt: „Die Schande der Botschaftsattacke wurde dadurch komplett.“ Auf seinem Blog veröffentlicht er ein Foto, das den Basij-Kommandanten Hossein Ghadiyani beim Angriff auf die britische Botschaft zeigt.
Die Basij sind eine paramilitärische Organisation, die zu einer der wichtigsten Zweige der mächtigen iranischen Revolutionsgarde geworden ist. Inzwischen tauchen im Netz immer mehr Fotos auf, die führende Kräfte dieser Organisation vor der Botschaft zeigen. Ob die Bilder echt oder manipuliert sind, ist mit bloßen Augen nicht festzustellen. Diese Bilder führen bei manchen Internetaktivisten zu der Ansicht, die Versammlung vor und der Angriff auf die britische Botschaft sei von den politisch Verantwortlichen geplant worden.
Während die Angreifer in Teheran ein weiteres Gelände stürmten, das auch zur britischen Botschaft gehört, twitterten viele Iraner aus aller Welt: „Wir schämen uns“, „Das sind keine Studenten“, „Das ist eine Kriegserklärung“ oder „Nehmt diese Gruppe nicht stellvertretend für die iranische Bevölkerung“. Einige Social Media-Nutzer gründeten neue Facebook-Seiten wie „Say No to UK-Embassy Attack in Iran“, und riefen ihre Freunde dazu auf, sie zu „liken“.
Teheran – London: Eine Beziehung mit Höhen und Tiefen
Viele Befürworter sehen den Angriff als Antwort auf die neuesten massiven Sanktionen Großbritanniens gegen den Iran. Andere behaupten, die Beziehung zwischen London und Teheran sei immer spannungsbeladen gewesen. Grund dafür seien die Machenschaften Großbritanniens gegen den Iran. Man solle daran denken, schreibt der Blogger „ofoogh9“, dass 1953 die Engländer und US-Amerikaner Schah Mohammad Reza Pahlavi an die Macht gebracht hätten. Mit dem damaligen Putsch wurde der liberale Ministerpräsident Mohammad Mossadegh gestürzt.
War das nur der Anfang?
Die Teilnehmer der Angriffsaktion verlasen nach der Botschaftsbesetzung eine Erklärung. Darin heißt es unter anderem: „Unsere Nachricht an die britische Regierung war heute klar. Falls Großbritannien seine Politik Gegenüber dem Iran nicht überdenkt, muss es mit massiveren Angriffen rechnen.“