9/11: Der zehnte Jahrestag in iranischen Medien
Der 10. Jahrestag des Terroranschlages auf das New Yorker World Trade Center fand in den iranischen Medien wenig Resonanz. Viele persischsprachige Internetseiten verbreiten Verschwörungstheorien. Einige Weblogs beschäftigen sich mit einer eventuellen Beteiligung Irans an dem Anschlag.
Die Websites, die den iranischen Machtzentren nahestehen, kreisen in ihren Beiträgen zum 10.Jahrestag des Anschlages auf das World Trade Center vor allem um „ungeklärte Fragen“. Einige von ihnen bestätigen direkt oder indirekt, was der iranische Präsident Mahmoud Ahamadynedschad 2010 vor der UN-Vollversammlung gesagt hat: dass „ein Teil der US-Regierung“ dieses Szenario geschrieben hätte, um neue Kriege anzuzetteln und die amerikanische Wirtschaft zu retten.
Das Online-Magazin TABNAK erkennt in der Haltung der Weltgemeinschaft eine Doppelmoral: Wie könne man jährlich an ein Attentat erinnern, bei dem 3.000 Menschen ums Leben kamen, aber eine halbe Million iranische Opfer des iranisch-irakischen Krieges von 1980 bis 1988 vergessen? Das Online-Magazin, das dem ehemaligen Führer der Revolutionsgarde Mohsen Rezai nahe steht, sieht den Westen als einen der Verursacher dieses Krieges an.
Der TABNAK-Beitrag wurde von mehr als 50 Usern kommentiert. Die Mehrheit ihrer Einträge ist voller Hass gegen die USA. Doch ein beachtlicher Teil findet den Beitrag „unangemessen“. Einige stellen in dem TABNAK-Text selbst eine Doppelmoral fest: „Wie kann man ein Verbrechen verniedlichen, um ein anderes größer erscheinen zu lassen? Wir müssen jede unmenschliche Tat verurteilen, ob dabei ein Mensch oder eine Million Menschen ums Leben gekommen sind“.
Die Beteiligung Irans am 11. September
Am 10.September behandelte die Website „Iran Diplomatik“ die Rolle Irans beim New Yorker Terroranschlag. Ihr Bericht wurde von vielen iranischen Bloggern aufgegriffen und verbreitet.
Die Website, die mit offizieller Erlaubnis der iranischen Regierung arbeitet, bezieht sich in ihrem Text auf einen Bericht der Untersuchungskommission des US-Kongresses. Die hatte ihre Arbeit 2001 aufgenommen und drei Jahre später ihren Bericht veröffentlicht.
Dort soll unter anderem festgestellt worden sein, dass der Iran dem Terrornetzwerk Al Kaida bei der Planung und Durchführung der Anschläge vom 11. September indirekt geholfen habe. Kontaktperson zwischen Teheran und Al Kaida soll der 2008 ermordete Hizbollah-Anführer Said Mughania gewesen sein. In dem Bericht der Untersuchungskommission soll zudem stehen, dass das iranische Regime zumindest im Vorfeld über die Anschläge informiert gewesen sei.
Anklage gegen den Iran
Die persischsprachige Website des arabischen Fernsehsenders Al Arabiya veröffentlichte bereits am Freitag, den 9.9., einen ausführlichen Bericht über eine angebliche Beteiligung des Irans an den Terrorakten. Auch dieser Bericht wurde von vielen iranischen Bloggern übernommen und kommentiert.
Al Arabiya stellt die Anklage von 200 Familienangehörigen der Opfer vom 11. September gegen den Iran in den Fokus. Aus den Gesprächen, die der Fernsehsender mit den Anklägern, Anwälten und Experten geführt hat, entsteht der Eindruck, dass die Ankläger gute Chancen hätten, den Prozess zu gewinnen. Mithilfe von Fachleuten haben sie ein Dokument zusammengestellt, das unter anderem die Aussagen von ehemaligen Kommissionsmitarbeitern und drei Überläufern aus dem iranischen Ministerium für Information und innere Sicherheit enthält.
Viele Familien der Opfer fühlen sich allerdings von der US-Regierung im Stich gelassen. Die Anklage gegen den Iran führen sie der Website zufolge auf eigene Kosten. Eine der Beraterinnen der Untersuchungskommission sagt Al Alarabiya: „Wir haben am Ende unseres Berichtes für den Kongress verlangt, dass die US-Regierung in Bezug auf die Beteiligung Irans mehr Untersuchungen anstellen soll. Doch die Regierung hat nichts in dieser Richtung übernommen.“
Der Iran hat bis jetzt auf die Anschuldigungen gar nicht reagiert. Die persischsprachige Website von Al Arabiya schreibt dazu: Die Islamische Republik trage durch ihr Schweigen dazu bei, in diesem Prozess verurteilt zu werden.
Ein Urteilsspruch wird bis Ende des Sommers erwartet.