Wassermangel verschärft sich
Die Wasserressourcen im Iran werden immer knapper. Insgesamt sind 500 Städte betroffen, in vier davon soll bald das Trinkwasser rationiert werden. Mehr über die aktuelle Situation und die Hintergründe.
Extreme Grundwasserabsenkung, Missmanagement und lange Dürreperioden sind die Hauptursachen für den Wassermangel, unter dem der Iran immer stärker leidet. Offiziellen Angaben zufolge ist das Grundwasser bereits in 100 Millionen der insgesamt 160 Millionen Hektar Gesamtfläche des Landes massiv gesunken. Dabei wird im Iran die Hälfte des Wasserbedarfs über natürliche Quellen gedeckt. Experten warnten anlässlich des internationalen Welttags des Wassers am 22. März, wenn weiterhin mehr Wasser verbraucht werde als die natürlichen Ressourcen des Landes erlaubten, seien in vierzig Jahren zwölf von 30 Provinzen des Landes komplett ausgetrocknet.
Der Umweltschutzaktivist Abbas Mohammadi setzt sich seit Jahren für die Lösung der Wasserproblematik im Iran ein. Ihn ärgert vor allem die Ignoranz der Behörden. Nach den Umweltstandards der Europäischen Union seien die Verantwortlichen verpflichtet, bei einem kontinuierlichen Setzungsprozess des Bodens von 4 Millimetern im Jahr Krisenkommissionen zu gründen, sagt Mohammadi: „Allein in der iranischen Hauptstadt setzt sich der Boden pro Jahr um etwa 360 Millimeter, doch die Behörden nehmen das nicht ernst“, so der Teheraner Umweltaktivist in einem Interview mit Khabaroline.
Missmanagement
Zwar wurden die Bewohner vor allem der Großstädte mittlerweile aufgerufen, ihren Wasserverbrauch um 25 Prozent zu reduzieren. Aber damit könne man die Problematik nicht bekämpfen, meint Mohammadi. Denn 90 Prozent des Wasserverbrauchs finde im landwirtschaftlichen Sektor statt. Da Bewässerungssysteme nicht modernisiert würden, würde in der Landwirtschaft 60 Prozent Wasser verschwendet, klagt er. Außerdem hätte „inkompetentes Personal“ falsche Wassernutzungskonzepte entworfen, so Mohammadi. Eins davon war, Wasser aus dem Kaspischen Meer im Norden des Landes in die Wüstengebiete im Zentrum des Iran zu leiten. Dabei bliebe von dem ohnehin sehr salzigen Meerwasser am Ende nur Salz übrig bleiben, kritisiert der Umweltschützer: „Aus Wüstengebiet lässt sich eben kein fruchtbarer Boden zaubern.“ Unter der Regierung des früheren Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad war das 1,4 Milliarden Euro teure Konzept genehmigt worden. Nach der Wahl des neuen Präsidenten Hassan Rouhani wurde das Projekt nun zunächst stillgelegt.
Größter Binnensee trocknet aus
Verantwortliche im Iran sind stolz darauf, auf der Weltrangliste den dritten Platz unter den Ländern mit den meisten Staudämmen einzunehmen. Dabei führen zu viele Staudämme zu großen Umweltkatastrophen, wie der Fall des Urmiasees im Nordwesten des Iran zeigt. Ein etwa 463.000 Hektar großes Terrain rund um den Salzwassersee wurde 1976 als UNESCO-Biosphärenreservat klassifiziert. Doch der Bau von 40 Staudämmen an den 13 Flüssen, die dem größten Binnensee des Nahen und Mittleren Osten Wasser zuführen, ließ den Urmiasee bis zu 85 Prozent austrocknen. Dazu kommt, dass in der Umgebung an die 18.000 meist illegale Brunnen gebaut wurden. Die Austrocknung des Sees ließ 10 Milliarden Tonnen Salz zurück. Die Region ist durch Sand-
und Salzstürme schwer belastet. Um wiederbelebt zu werden, bräuchte der See pro Jahr um die drei Milliarden Kubikmeter Wasser: keine leichte Aufgabe, sagt Mohammadi.
Dennoch hat Präsident Hassan Rouhani nach seinem Amtsantritt im Juni 2013 eine Expertenkommission gegründet und versprochen, persönlich die Verantwortung für die Rettungsmaßnahmen zu übernehmen. Konkretes ist zwar bislang nicht passiert. Doch Umweltaktivisten und Einwohner der betroffenen Regionen hoffen auf den Erfolg von Rouhanis Vorhaben.
Forough Hossein Pour