Krebsgefahr für die Bevölkerung: Luftverschmutzung im Iran
Krebsgefahr für die Bevölkerung: Luftverschmutzung im Iran
Der Schadstoffgehalt der Luft im Iran übersteigt in manchen Gegenden die international geltenden Grenzwerte um ein Vielfaches. Der Umweltschutz-Etat für das laufende Jahr wurde dennoch reduziert. Experten warnen vor Gefahren: Krebs durch Luftverschmutzung.
Kamaledin Pir Moazen ist Mitglied der Umweltkommission des iranischen Parlaments. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Mehr am vergangenen Mittwoch sagte er: „Eine neue, durch Feinstaub verursachte Krebswelle gefährdet die Gesundheit der Bevölkerung.“ Die verantwortlichen Behörden kritisierte Moazen wegen unzureichender Gegenmaßnahmen: „Es fehlt an einer wirksamen Lösung des Feinstaubproblems.“
Der stellvertretende Vorsitzende des Rechtsausschusses des iranischen Parlaments, Mohammad Nouri Amiri, kritisierte deshalb die Kürzungen des Umweltetats für das Jahr 2013. Sie seien ein „Hindernis bei der Smogbekämpfung“, so Amiri. Der Nachrichtenagentur Fars sagte er, die Kosten für die Reinhaltung der Luft betrügen etwa 500.000 US-Dollar im Jahr. Das seien weit mehr als die für das laufende Jahr zur Verfügung stehenden 19.000 US-Dollar. So sei es „unmöglich, die Sache in den Griff zu bekommen“, so der Abgeordnete.
Gesundheitsgefährdung durch Krebs und Lungenkrankheiten
Dr. Mehran Afkhami lehrt an der Universität in Ahwaz Umwelttechnik. Die Staubpartikel in der Luft seien „belastet mit Schwermetallen, Viren und Bakterien und verursachen langfristig Krebserkrankungen“, sagte er in einem Interview mit dem Online-Portal Ghanoon. Die Millionenstadt Ahwaz liegt am Ufer des Flusses Karun in der Provinz Khuzestan im Südwesten des Iran. Sie erhielt von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2011 den 1. Platz als Stadt mit der weltweit höchsten Feinstaubkonzentration in der Luft. Mit 3.500 µg pro Kubikmeter im Jahresdurchschnitt liegt sie weit über dem WHO-Grenzwert von 50 µg pro Kubikmeter.
Im vergangenen Jahr berichtete Sharif Hosseini, Abgeordneter aus der Provinz Khuzestan, im Parlament von der drastisch steigenden Zahl Lungenkranker im Iran. Ihm zufolge erkranken jährlich 19.000 Menschen an Asthma und anderen Lungenkrankheiten und bedürfen medizinischer Behandlung. Rund 5.000 davon stammen aus der Provinz Khuzestan. Dort seien in der Hafenstadt Bushehr Feinstaubkonzentrationen von 909 µg pro Kubikmeter gemessen worden. Das entspricht einer etwa 20-fachen Überschreitung der internationalen Feinstaubgrenzwerte. Siebzehn Kilometer von Bushehr entfernt steht die erste Atomanlage des Iran.
Die hohe Luftverschmutzung bedeute für die Bevölkerung beeinträchtigtes Atmen, zunehmende Allergien sowie Lungen-, Herz- und Kreislauferkrankungen, so der Abgeordnete. Die wirtschaftlichen Folgen seien Flugverbote, Kapitalflucht und Arbeitslosigkeit.
Ursprung des Feinstaubs
Nach Ansicht von Umweltexperten sind das Abholzen der Wälder, die maßlose Ausbeutung der Quellen der Flüsse Karun und Karkhe, der ausgetrocknete Orumie-See und verschmutzte Lagunen die Hauptursachen der hohen Luftverschmutzung in den Westprovinzen. Die iranischen Behörden dagegen machen die Nachbarländer, vor allem den Irak, für das Problem verantwortlich.
FP