Iranische Kultur im In- und Ausland

Was beschäftigt iranische Websites und Nachrichtenagenturen in ihren Kulturrubriken? Hier einige Beispiele aus Nachrichten und Kommentaren des Monats April.

Neues Internet-TV gestartet
Mit einer Ansprache von Ayatollah Mohammad Taqi Mesbah Yazdi startete am 23.April das neue Internet-Fernsehen „Paydari“ sein Programm. Das Nachrichtenportal 598 schreibt dazu: “Das Ziel der Paydari-Multimediaseite ist, die vom Staatsfernsehen boykottierten Beiträgen zu veröffentlichen.“  Damit könnte also das derzeitige staatliche Medien -Monopol im Iran langsam zu Ende gehen. Außerdem können so Anhänger des erzkonservativen Lagers „Jdebheye Paydari“ mit Hilfe von Ayatollah Mesbah Yazdi kurz vor der zweiten Runde der iranischen Parlamentswahlen, die am 4. Mai stattfindet, eine eigene Plattform bilden. Das Internet-TV wird täglich etwa vier Stunden lang sowohl politische als auch religiöse Diskussionsrunden und Reden ausstrahlen. Zwar wurden die politisch Reformorientierten von den Konservativen heftig kritisiert, als sie vor zwei Jahren als erste die einseitige Berichterstattung des staatlichen Fernsehens kritisierten. Dies scheint sich aber nach den Parlamentswahlen vom 2.März geändert zu haben. Seitdem werfen auch einige aus dem konservativen Lager dem staatlichen Fernsehen vor, ihre Stellungnahmen zensiert zu haben. Der Parlamentarier Dariush Ghanbari sagte in einem Interview: „Eigentlich

Das Internet-TV "Paydari" wird täglich etwa vier Stunden lang sowohl politische als auch religiöse Diskussionsrunden und Reden ausstrahlen.  Foto: www.shabakepaydari.com
Das Internet-TV "Paydari" wird täglich etwa vier Stunden lang sowohl politische als auch religiöse Diskussionsrunden und Reden ausstrahlen. Foto: www.shabakepaydari.com

sollte unser staatliches Fernsehen für die gesamte Nation stehen. Weil aber unsere Gesetzgeber Gründungen von Privatsendern untersagen, hat sich leider eine einseitige Berichterstattung etabliert.“ Dabei hatte das Parlament Reformen bei „Funktion und Kontrolle des Staatsfernsehen“ für dringend erklärt. Doch wie es scheint, werden die Abgeordneten der 8. Legislaturperiode mit einem entsprechenden Entwurf nicht mehr vor dem neuen Parlamentsbeginn im Juni beginnen. Laut Paragraf 187 des iranischen Grundgesetzes darf kein unabhängiger TV- oder Radiosender ohne Beaufsichtigung des Staatsfernsehens arbeiten. Andernfalls kann die staatliche Rundfunkanstalt ihn verklagen. Vergangene Woche meldete das iranische Staatsfernsehen, gegen 18 Fernsehsender und Multimediaseiten Anzeige erstattet zu haben.
Quelle: Shargh Zeitung

Verlag „Nashre Cheshmeh“ vom Buchmesse ausgeschlossen
Bei der 25. Internationalen Buchmesse im Iran, die vom 2. bis zum zwölften Mai in Teheran stattfindet, darf der iranische Buchverlag Nashre Cheshmeh nicht teilnehmen. Der Verlag habe sowohl inhaltlich als auch strukturell gegen Gesetze verstoßen, sagte der stellvertretende Kultusminister Bahman Dari. „Die Ermittlungen gegen Nashre Cheshmeh laufen bereits und es könnte sogar zu einer Lizenz-Aufhebung kommen“, so Dari weiter. Nashre Cheshmeh meldete, ihm sei weder ein strafrechtliches Verfahren gegen ihn bekannt noch habe der Verleger je einen Urteilsspruch erhalten. Nashr-e Cheshmeh wurde 1985 gegründet und hat vor allem im Literaturbereich renommierte Werke publiziert. Zuvor hatten die Veranstalter gemeldet, bei der diesjährigen Buchmesse die Verleger vorab strenger zu kontrollieren, um ihnen gegebenenfalls die Teilnahme zu verweigern. Aber auch auf der Messe soll diesmal härter zugegriffen werden, so Dari: “Bücher, die inhaltlich gegen den schiitischen Glauben gerichtet sind, werden sofort eingesammelt und von der Messe entfernt. Möglich auch, dass der Stand der betroffenen Verleger versiegelt wird und ihm in Zukunft keine Teilnahmegenehmigung mehr erteilt wird.“
Quelle: Mehrnews

Historischer Stadtteil in der Stadt Kashan zerstört
Der historische Gewölbegang „Gozar-e Tabrizi ha“ in der iranischen Stadt Kashan war 21 Meter lang und wurde während der Kadscharen-Dynastie (1779–1925) erbaut. Foto: www.keyashiyan.com
Der historische Gewölbegang „Gozar-e Tabrizi ha“ in der iranischen Stadt Kashan war 21 Meter lang und wurde während der Kadscharen-Dynastie (1779–1925) erbaut. Foto: www.keyashiyan.com

Der historische Gewölbegang „Gozar-e Tabrizi ha“ in der iranischen Stadt Kashan wurde von der Stadtverwaltung komplett zerstört. Dies geschah ohne die Zustimmung der iranischen Kulturerbe-Organisation ICHO, sagt deren Mitarbeiter Hamidreza Ziyarati: “Das Vorhaben wurde uns erst kurz vor Beginn der Abrissarbeiten vom Stadtrat mitgeteilt. Dabei hatten wir dieses Jahr plangemäß ein Budget für Renovierungsarbeiten des historischen Bauteils vorgesehen.“ Laut Stadtverwaltung sei das Dach des historischen Ganges wegen abgefallener Bauteile vom Einsturz bedroht gewesen. Der Durchgangsweg „Gozar-e Tabrizi ha“ war 21 Meter lang und wurde während der Kadscharen-Dynastie (1779–1925) erbaut.
Quelle: Kashan Zeitung

Kiarostami-Film im Wettbewerb in Cannes
Der Film „Like Someone in Love“ des renommierten iranischen Filmregisseur Abbas Kiarostami wird bei den 65.Fimfestspielen in Cannes mit weiteren 22 Filmen um die Goldene Palme konkurrieren. Der Film erzählt die Liebesgeschichte einer Studentin, die in Japan lebt. Die Hauptrolle spielt die japanische Schauspielerin Rin Takanashi. Der Film ist eine französisch-japanische Co-Produktion. Auffallend ist, dass bereits im zweiten Jahr keine iranische Kino-Produktion in die Festivalkategorie aufgenommen wurde. Der iranische Filmregisseur Abbas Kiarostami gewann bereits im Jahre 1997 mit seinem Spielfilm „Geschmack der Kirsche“ eine Goldene Palme. Die 65.Filmfestspiele in Cannes werden am 16. Mai eröffnet und werden bis zum 27. Mai dauern.
Quelle: Khabaronline

Förderung von Islamwissenschaften an den iranischen Universitäten
Die Theologieschulen im Iran sollen finanziell mehr gefördert werden, um ihre Aktivitäten an den Universitäten ausweiten zu können. Das wurde direkt vom Büro des iranischen Religionsführers Ayatollah Ali Khamenei verordnet. Demzufolge wurden etwa 33 spezielle religiöse Einrichtungen  gebildet, um an verschiedenen Universitäten die Studenten in sechs Semestern in islamwissenschaftlichen Fächern ausbilden zu können. Durch das Konzept wollen die Verantwortlichen sogar Studierenden technischer Fächer ermöglichen, sich in der Zukunft neben ihrem Hauptfach auch in der Theologie ausbilden lassen zu können. Im oben genannten Konzept wird auch islamische Politikwissenschaft als ein wichtiger Teil des Unterrichts genannt. So könne man den Studenten die bedeutende Rolle des Religionsführers in einem islamischen Staat verdeutlichen: “Vor allem nach den Präsidentschaftswahlen in Juni 2009 versucht der Westen, politische Kräfte im Iran zu manipulieren. So können sich die Studenten geistig dagegen impfen und es schaffen, durch islamische Philosophie die westliche Philosophie stärker zu kritisieren“, heißt es in Khameneis Verordnung. Der Islamunterricht an den Universitäten ist kostenlos. Das Teilnahmezertifikat wird landesweit von den theologischen Hochschulen anerkannt.
Quelle: Tabnak-Online