Hilfe für arbeitende Kinder im Iran
Es gibt Millionen von Straßenkindern im Iran, Kinderarbeit ist im Alltag nicht zu übersehen. Diese Kinder erhielten bisher kaum staatliche Hilfe. Ein Problem ist die gesellschaftliche Haltung.
Die Autofahrer, genervt von der Sommerhitze, den Abgasen und dem Stau, warten an Kreuzungen auf Grün. Kinder wuseln zwischen den Autos herum, putzen die Autoscheiben. Ein anderes Kind bietet den Autofahrern Blumen an, ein anderes spielt Akkordeon. Diese Szenen spielen sich jeden Tag auf den Straßen von Teheran ab.
Seit 2000 hat die Zahl dieser Kinder unübersehbar zugenommen. Laut offiziellen Angaben sind es mindestens 2,5 Millionen Straßenkinder. Experten schätzen, dass die wirkliche Zahl sogar bei 3,5 Millionen liegt. Die Straßenkinder stammen großteils aus zugewanderten, armen Familien.
„In der Kultur akzeptiert“
Die staatliche Wohlfahrtorganisation des Irans hat inzwischen damit begonnen, diese Kinder zu identifizieren und zum Teil zu versorgen. Allein damit werde aber das Problem nicht gelöst, meinen die Experten. Es sei wichtig, die Ursachen dieses Phänomen, an erster Stelle die Armut zu bekämpfen.
Es gibt zahlreiche Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die versuchen die Öffentlichkeit auf diese Kinder und ihre Bedürfnisse, insbesondere nach Bildung und Gesundheit, aufmerksam zu machen.
„Es ist weltweit ein Thema, aber leider wird in der iranischen Kultur Kinderarbeit akzeptiert und oft sogar als Zeichen für Verantwortung und Entwicklung der Kinder angesehen“, sagt Nader Talebi, ein Mitarbeiter der NGO „Verein zum Schutz von Straßenkindern und arbeitenden Kindern“. Der spendenfinanzierte Verein hat 2004 mit drei Personen begonnen, heute engagieren sich fast hundert Ehrenamtliche. Mitten in einer der ärmsten Gegenden Teherans, in Pasgah Nemat Abad, hat der Verein Räume angemietet. Es gibt dort unter anderem Alphabetisierungs-, Kreativschreiben-, Kunst-, Theater- und Fotographiekurse für die Straßenkinder.
Eine Errungenschaft seiner und anderer NGOs sei die Sensibilisierung der Gesellschaft in Bezug für diese sozialen Probleme, sagt Talebi. Ziel sei zu verhindern, dass die Gesellschaft sich weiter an Kinderarbeit gewöhne. Es sei nur ein Klischee zu glauben, dass verwahrloste Kinder ein Resultat der Revolution im Iran oder der Regierung seien. Genauso falsch sei es, dass diese Kinder wenig talentiert oder krimineller als andere seien.