Geschlechtertrennung auch für Kinder

Das iranische Bildungsministerium hat beschlossen, Jungen und Mädchen nun  schon im Kindergarten zu trennen. Kritiker sehen darin eine weitere Ideologisierung der Erziehung – mit verheerenden Folgen.
Nach dem misslungenen Versuch der Geschlechtertrennung an den Universitäten in diesem Jahr sind nun die Jüngsten an der Reihe. Laut der iranischen Nachrichtenagentur ISNA ist die Vermischung von Mädchen und Jungen in den Kindergärten und Vorschulen verboten. Ausnahmen seien nur in den Kindergärten möglich, in denen die Zahl der Kinder das erforderliche Minimum nicht erreicht.
Hassan Mousavi Chelak, Vorsitzender des staatlichen Verbandes für soziale Arbeit, glaubt, dass dieses Konzept für Kinder sehr schädlich sei. Gemäß den islamischen Gesetzen solle die Trennung nach Männlich und Weiblich erst in der Pubertät durchgeführt werden. Chelak ist überzeugt, dass die Initiatoren nichts über Kinder, deren Lebensbedingungen und die Entwicklung von Persönlichkeiten wüssten.
Das schafft Konflikte“

Hassan Makaremi
Hassan Makaremi

Der Pädagoge und Psychologe Hassan Makaremi aus Paris lehnt die Neuregelung ebenfalls  vehement ab. Für ihn ist es „eine Maßnahme des Regimes zur Schaffung von Konflikten zwischen den Geschlechtern“. Ideologie solle unter dem Deckmantel der Kultur der Gesellschaft aufgezwungen werden. „Die islamische Republik Iran betrachtet den Menschen aus einer politisch-ideologischen Perspektive und sieht die Geschlechter als ungleich an“, sagt er im Interview mit Transparency for Iran (tfi). „Ihre Ideologie will die Stellung von Mann und Frau in der Gesellschaft als gegensätzlich darstellen.“
Das Regime wolle, dass sich die Geschlechter so früh wie möglich als konträr ansehen. „Wenn Bruder und Schwester von Anfang an getrennt werden und sich daran gewöhnen, sich als Gegensätze zu betrachten, wird die Gesellschaft von Anfang an in männlich-weiblich polarisiert. Spaltung und Konflikt schlagen so tiefe Wurzeln“, meint der Psychologe.
Doch genau darum scheint es dem Regime in Teheran zu gehen. Das neue Gesetz ist nur eines aus einer ganzen Reihe von ähnlichen. Die islamische Republik hatte schon in den ersten Jahren nach der Revolution ein Gesetz verabschiedet, wonach Mädchen unter neun Jahren in der Schule ein Kopftuch tragen müssen – obwohl auch aus religiöser Sicht Mädchen sich erst ab neun Jahren bedecken sollen. Damals argumentierte das Regime,  dass die Kinder sich frühzeitig daran gewöhnen müssten.