Frauen trotzen der Diskriminierung

Seit mehr als 30 Jahren versuchen die Konservativen, Frauen aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen. Doch das wird immer schwieriger. Die Zahl der Frauen im Beruf und an Universitäten steigt – trotz aller Diskriminierung.
Berufstätige Frauen seien für die Gesellschaft von Nachteil, sagte der Gouverneur der südiranischen Provinz Hormozgan Hossein Hashemi Takhti auf einer Sitzung Mitte September 2011. Und Takhti hatte auch gleich einen Vorschlag: Der Staat solle berufstätigen Frauen ein monatliches Gehalt von 300.000 Tuman (etwa 200 €) zahlen, wenn sie zuhause blieben, um die klassisch weibliche Rolle in der Familie zu erfüllen. An die Stelle der Frauen sollten junge Männer treten, die eine Familie haben und arbeitslos sind.
Seit der Revolution von 1979 äußern sich Politiker und geistliche Oberhäupter regelmäßig zur Rolle der Frau in der Arbeitswelt, gern mit
Hinweisen auf die Gebote der Scharia. Die vorgeschlagene Herd-Prämie reiht sich ein in einen ganzen Katalog von Gesetzen, Initiativen und Maßnahmen, um iranischen Frauen den Zugang zu Universitäten und dem Arbeitsmarkt zu erschweren. Mit einer Halbzeitstellenregelung sollten etwa Frauen aus dem öffentlichen Dienst verdrängt werden. Aber schon 1998 waren zum ersten Mal nach der Revolution die Hälfte der angenommen Studenten an den Universitäten weiblich. Die Konservativen versuchten daraufhin Geschlechterquoten durchzusetzen, um den Frauen-Anteil wieder verringern.
Zu wenige Studienplätze
Das Gesetz scheiterte im iranischen Parlament. Einige Universitäten versuchen es aber versteckt umzusetzen. 2011 haben 45 Universitäten weibliche Bewerber für Masterstudiengänge abgelehnt – mit der Begründung, es gäbe zu wenige Studienplätze.

Trennung der Geschlechter in den Universitäten ist ein lang ersehnter Wunsch der Regierenden
Trennung der Geschlechter in den Universitäten ist ein lang ersehnter Wunsch der Regierenden

Laut der studentischen Nachrichtenseite Daneshjoonews sind in diesem Jahr mehr als zwei Drittel der Bewerber für Studienplätze Frauen.
Doch auch weibliche Hochschulabsolventen haben es auf dem iranischen Arbeitsmarkt mitunter schwer. Das gilt besonders im Bau- und Ingenieurswesen. Nach offiziellen Statistiken sind nur 3,8 von den 21 Millionen Berufstätigen landesweit Frauen. Ein Drittel der iranischen Arbeitslosen sind Frauen, doch nur ein Fünftel der freien Stellen werden auch Frauen angeboten.
Trotz dieser langjährigen Diskriminierung hat sich der Anteil von Frauen am Arbeitsmarkt im letzten Jahrzehnt mehr als verdreifacht: von 1,9 auf 6,2 Prozent.