Dürre im Iran
Der Iran ist ernsthaft von Dürre bedroht. Wassermangel in Teheran und anderen Städten zwingt die Regierung zum Handeln. Sie motiviert den Privatsektor zur Wasserüberführung aus dem Persischen Golf ins zentrale Hochland.
Die Lage ist bedrohlich: Um 70 Prozent seien die Wasserreserven in den Staudämmen um Teheran bereits zurückgegangen, warnt die Gesellschaft für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Teheran. Und der Trend setze sich fort.
Nun will das iranische Energieministerium private Investoren bewegen, sich in Projekten für die Wassergewinnung und –überführung aus dem Persischen Golf und dem Golf von Oman ins zentrale Hochland Irans zu engagieren. Energieminister Hamid Chitchian sicherte Wasserankäufe durch sein Ministerium zu, wenn private Investoren entsprechende Projekte zu 100 Prozent finanzieren würden.
Wüstenbildung und Verfall der Ökosysteme
Seit sechs Jahren liegt die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Iran bereits unter dem normalen Niveau.
Laut dem Teheraner Klimatologen Nasser Karami zeigten wissenschaftliche Befunde, dass im Iran eine lange Dürreperiode begonnen habe. Diese könne über zwei Jahrzehnte dauern und Wüstenbildung sowie andere landschaftliche Veränderungen und den Verfall der Ökosysteme in weiten Teilen des Landes zur Folge haben, so Karami. Die Situation sei „besorgniserregend“, so der Klimaforscher. Karami forderte die iranische Organisation für Umweltschutz auf, die Dürre als ernsthaftes Problem der Zukunft des Landes zu betrachten. Gegenmaßnahmen dürften nicht weiter in die Zukunft verschoben werden.
Wasserreserven trocknen aus
Über 516 iranische Städte seien bereits vom Trockenstress betroffen, stellte kürzlich das Energieministerium fest. Pro Sekunde verschwänden im Iran 15.200 Liter Wasser – davon 9.800 Liter im städtischen und 5.400 Liter im ländlichen Bereich. Die Wasserreserven etwa in den Staudämmen Laar und Latian bei Teheran seien bereits um 70 Prozent zurückgegangen, warnte Mitte November der Geschäftsführer der Gesellschaft für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Mohammad Parwaresch.
Finanzierungsprobleme
Bohrungen für 60 neue Tiefbrunnen sollen die künftige Wasserversorgung verbessern. Zudem werde die Kapazitätsnutzung einiger Dämme um die Hauptstadt Teheran reduziert, so Parwaresch. Aber die Wasserkapazität der Tiefbrunnen werde „keine wesentliche Auswirkung“ auf den Wassermangel in Teheran haben. Er berichtete auch von Problemen bei der Finanzierung der Bohrungen.
Experten zufolge wird die Schaffung neuer Kapazitäten zur Wasserversorgung einige Zeit dauern. Die Behörden haben eine Reihe von Maßnahmen wie etwa Geldstrafen für hohen Wasserverbrauch und Reduktion des Wasserdrucks im Leitungssystem ergriffen, um den Verbrauch einzuschränken.
Die Reduktion des Wasserdrucks im Leitungssystem hat in manchen Teilen Teherans allerdings zu mehrstündigen Wasserausfällen in den oberen Etagen hoher Gebäude geführt. Derzeit sind laut der Gesellschaft für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Teheran 20 Prozent der Stadtteile vom Wasserdruckabfall betroffen.
Sepehr Lorestani
Aus dem Persischen: Pouya Rastin