Arzneimittelkrise im Iran

Die Lage der Pharmazie im Iran und die Versorgung mit Arzneimitteln wird immer schwieriger. Während die iranische Regierung eine Krise bestreitet, warnen Experten, dass dem Iran ein Arzneimittelmangel bevorstehe. Der wichtigste Grund dafür seien die internationalen Sanktionen gegen den Iran.Die Teheraner Tageszeitung Ruzegar hat am 29. August ausführlich über das Problem der Arzneimittel und der Pharmazie im Iran berichtet. Auch laut Ruzegar wird der Mangel an  Arzneimitteln bald ein ernstes Problem für die iranische Regierung werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass über dieses Problem berichtet wird. Iranische Medien informierten die Öffentlichkeit in der Vergangenheit immer wieder über Probleme wie die schlechte Qualität der importierten Medikamente, deren Überteuerung, über illegale Arzneimittel und Arzneimittelmangel. In diesem Jahr haben Berichte über den Schwindel erregenden Preisaufschlag bei Asthmamedikamenten und den Mangel an Arzneimitteln für nierenerkrankte Patienten für Aufsehen gesorgt.
Wichtigste Ursache dieser Probleme sind Experten zufolge die internationalen Embargos gegen den Iran. Besonders die Uno-Sanktionen führten dazu, dass die europäischen Produzenten auf den Verkauf der für die Herstellung von Arzneimitteln notwendigen Rohstoffe an den Iran verzichteten. Laut iranischer Nachrichtenseiten müssen die iranischen Pharma-Hersteller sich deshalb an Indien und Venezuela wenden. Iranische Internetseiten  beklagen die „schlechte Qualität“ der aus diesen Ländern importierten Rohstoffe.

"Medikamente von minderer Qualität aus China sind im Iran in großen Mengen vorhanden"
"Medikamente von minderer Qualität aus China sind im Iran in großen Mengen vorhanden"

Ruzegar berichtete am 29. August, dass der iranische Markt neuerdings durch Medikamente aus China überflutet werde. Die Tageszeitung zitiert den ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des Pharmazieverbandes, Jamal Said Waghefi, mit den Worten:  „Die chinesischen Arzneimittel sind ohne jegliche Qualität. Wir werden deren Import verhindern“.
Ruzegar stellt im selben Bericht allerdings fest, dass diese Medikamente im Iran in großen Mengen vorhanden seien.
Anoushiravan Mohseni Bandpey, Mitglied der Gesundheitskommission des Parlaments, schreibt für die Zeitung Ruzegar, dass auch der Geldtransfer nach China und Indien wegen der Sanktionen gegen iranische Banken problematisch sei. Die indischen und chinesischen Firmen müssten die Geldbeträge aus Dubai erhalten. Dies bringe besondere Probleme mit sich.
Das Problem wird noch heftiger
Das Nachrichtenportal MEHR zitiert Hamid Khoi, den Vorsitzenden des wissenschaftlichen iranischen Pharmazievereins, mit den Worten, die Situation der Pharma-Hersteller habe sich  im Vergleich zum vorigen Jahr verschlechtert.  „Diese Situation ist besorgniserregend“, warnt Khoi. „Man muss schnellstmöglich handeln.“
Jamal Said Waghefi, der ehemalige Vorstand des Pharmazieverbandes, sieht die Situation ähnlich. Sollte das Arzneimittelproblem nicht bald gelöst werden, werde die iranische Gesellschaft ab diesem Winter an Arzneimittelmangel leiden, so Waghefi.
Die Bevölkerung besorgt sich besondere Medikamente bereits jetzt auf dem illegalen Markt. Laut Ali Sobhanian, Mitglied des wissenschaftlichen Pharmazievereins, stieg der Anteil der illegalen Medikamente in den letzten Monaten. „Die verantwortlichen Prüfer des Gesundheitsministeriums schätzen den Anstieg auf bis zu 20 Prozent“, so  Sobhanian. Ein Grund dafür sei die Planlosigkeit des Gesundheitsministeriums.
Die Versicherungen zahlen ihre Schulden nicht
Hamid Khoi bestätigt die Aussage der Apotheker, wonach die halbstaatlichen Versicherungsanstalten die Kostenerstattung für Rezepte nicht pünktlich leisteten.
Nach dem Versicherungsgesetz sollten die Versicherungen 50 Prozent der Kosten direkt beim Einreichen der Rechnung an die Apotheken zurückzahlen. Die restlichen 50 Prozent sollten dann innerhalb eines Monats ausgezahlt werden. Doch die Versicherer halten sich anscheinend nicht an diese Regelungen. Die Apotheker beschweren sich, dass Zahlungen Monate lang verzögert .
Khoi betonte, in Anbetracht dieser Lage könnten von den Pharmazeuten keine guten Dienste erwartet werden.
Nach Informationen des Vorsitzenden des wissenschaftlichen iranischen Pharmazievereins protestieren die Apotheker seit Jahren gegen die Probleme mit den Versicherungen. „Doch anscheinend hört niemand ihre Protestrufe.“