Startups – von Silicon Valley bis Teheran

In Teheran sind in den letzten zwei Jahren zahlreiche Internetportale mit innovativen Geschäftsideen entstanden. Andere iranische Städte folgen diesem Trend.
Sie heißen Cafe Bazar, Taskalu, Hamijoo, Mamanpaz, Shafajoo, oder Digikala. Die Namen klingen schrill, bunt und vielversprechend, da unterscheiden sich die iranischen Startups kaum von ihren US-amerikanischen Vorgängern.
Teheran wird auch als Silicon Valley des Iran bezeichnet. Nach jenem Gebiet südlich von San Francisco, das international als Geburtsort vieler Startups bekannt ist. Apple, Intel, AMD, Google, Facebook, Ebay, HP, Dell, Yahoo, Amazon sind unter anderem dort entstanden. Startups sind neugegründete Firmen im Bereich Hightech und Informationstechnologie, die meist nach einem groben Schema entstanden sind: innovative Geschäftsidee und schnelles Wachstum.
Irans Hauptstadt ist mit 46 Prozent Neugründungen der beliebteste Standort junger Aufsteiger. Die Provinz Isfahan im Zentraliran folgt mit 8 Prozent. Nach Informationen des Instituts für die Entwicklung elektronischen Handels vom Ministerium für Technik, Bergbau und Handel sind in der Islamischen Republik insgesamt 8.700 Online-Gewerbe angemeldet.
Positive Beispiele

Digikala, eines der erfolgreichsten Online-Unternehmen des Iran, hat 700 MitarbeiterInnen
Digikala, eines der erfolgreichsten Online-Unternehmen des Iran, hat 700 MitarbeiterInnen

Durch die internationalen Sanktionen gibt es keine ausländischen Onlinefirmen im Iran. Doch auch die heimische Konkurrenz ist stark, sodass viele der Neugründungen pleite gehen. Als bekanntestes und erfolgreichstes Online-Unternehmen ragt „Digikala“ mit rund 700 MitarbeiterInnen hervor. Digikala wird 750.000 Mal pro Tag angeklickt und sogar von manchen als „Amazon“ des Iran bezeichnet.
Asma Karrubi ist der Gründer und Geschäftsführer. Für ihn besteht die Anziehungskraft von Startups in der Herausforderung, täglich neue Erfahrungen zu machen, bei denen man entsprechende Entscheidungen treffen muss.
Der 28-jährige leitet außerdem Intensivseminare zu den primären Bedingungen, die für das Umsetzen einer Idee bis zur Gründung eines Unternehmens notwendig sind. Die Workshops fangen beim Erkennen von Marktlücken und Teamarbeit an und führen bis hin zu Krisenmanagement und Marketing in den sozialen Netzwerken.
Herausforderung für iranische Startups
Fereydoon Koorangi ist Gründer und Geschäftsführer von Maps, einer Firma, die Webseiten im Bereich Bildung und Gesundheit anbietet, etwa das Portal „Shafaju“. Auch er begleitet Jungunternehmer von der ersten Geschäftsidee bis zur Selbständigkeit. Nachdem er 40 Jahre lang in den USA gelebt und gearbeitet hat, kehrte er vor vier Jahren mit dem technischen Knowhow in den Iran zurück. Seine Seminare bewirbt er mit dem Slogan „Finde deinen eigenen Weg“. Dass das mitunter nicht ganz so einfach ist, weiß er: „Ein Gewerbe anzumelden, eine Steuernummer zu bekommen, einen Geschäftsnamen eintragen zu lassen, eine Arbeitslosenversicherung abzuschließen – das braucht Monate. Hinzu kommt der miserable Zustand der Internetverbindung im Iran.“
Eines der Wahlversprechen des moderaten Präsidenten Hassan Rouhani war die Aufhebung der Internetzensur, doch in solchen Fragen ist seine Regierung nicht alleiniger Entscheidungsträger. Auch die konservative Justiz und andere Organe, die dem religiösen Führer unterstehen, mischen mit.
Das veraltete Handelsgesetz, das schon seit 60 Jahren besteht, sei ein weiteres Problem, so Koorangi. Doch als größtes Hindernis für Innovationen und die Entwicklung der IT-Branche nennt der Unternehmer „das ungeklärte Urheberrecht“ im Iran. „Oft sind die Richter unbeholfen im Umgang mit Urheberrecht, das als Eigentum einer Idee gilt, die sichtlich nicht existiert“, beklagt Koorangi: „Auf diese Weise gehen die iranischen Fachkräfte nach Silicon Valley und versuchen dort ihr Glück“.
Die Idee von "Startup Weekend" gewinnt auch im Iran immer mehr an Bedeutung
„Startup Weekend“ – die Zusammenkunft von startup-Interessierten mit den Investoren – gewinnt auch im Iran immer mehr an Bedeutung

Fachkräftemangel, fehlende technische Basis wegen der Wirtschaftssanktionen und mangelnder Devisenhandel erschweren den Jungunternehmern den Aufstieg. Gleichzeitig verlangen diese Herausforderungen von den Gründern ein hohes Lernvermögen.
Koorangi ist sicher, dass die Aufhebung von internationalen Wirtschaftssanktionen für die Entwicklung des E-Commerce im Iran gut wäre. Dadurch werde zwar der iranische Markt für ausländische Firmen geöffnet. Dennoch: „Wettbewerb bringt langfristig Positives mit sich“, glaubt er.
Trotz der vielen Probleme schreibt der Online-Handel schwarze Zahlen. Die Verbreitung des Internets im Iran beträgt 57,2 Prozent. Das macht 46 Millionen, das heißt fast die Hälfte der InternetnutzerInnen im Mittleren Osten aus.
Konferenz in Berlin
Eine Gruppe etablierter IT-Firmen veranstaltet vom 4. bis 6. Juni in Berlin eine Konferenz unter dem Namen „I-Bridges“. Sie soll den iranischen Fachkräften der Branche ein Forum zur gegenseitigen Vernetzung bieten und auch Gelegenheit sein, sich internationalen Investoren vorzustellen. „I-Bridges“ hat 180 iranische Firmen aus dem In- und Ausland eingeladen, über Innovationen und neue Geschäftsmodelle im Iran zu diskutieren. Es soll das größte Treffen dieser Art der vergangenen 30 Jahren werden, das sich ungeachtet der Politik und Religion mit dem Sachgebiet Hightech und IT beschäftigt.
Die Ultrakonservativen im Iran stehen “I-Bridges“ misstrauisch gegenüber. Die den Hardlinern nahestehenden Medien bezeichnen die zwei Initiatoren Kamran Elahian und Hamid Biglari als „Agenten Israels“. Die Regierung Rouhani hingegen verspricht sich von der Konferenz wirtschaftlichen Aufschwung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Den TeilnehmerInnen wurde zugesichert, dass sie keine Nachteile zu befürchten hätten.
Quelle: DW Persian
Übersetzt und überarbeitet von Omid Shadiwar