Reaktionen der Blogger auf Ahmadinedschads Rede vor der UNO

Für alle Übel dieser Welt machte Irans Präsident Mahmoud Ahmadinedschad den Westen in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung am Donnerstag, den 22.09.2011, verantwortlich. Wie reagieren iranische Blogger auf diesen Auftritt?
 
Delegationen Dutzender Staaten, auch Deutschlands, verließen demonstrativ den Saal, als Ahmadinedschad am Donnerstag vor den Vereinten Nationen den Holocaust als Ausrede für Zahlungen an Israel bezeichnete und vom „Massenmord“ an Palästinensern sprach. Auch die Anschläge vom 11.September 2001 auf das World Trade Center halte er für arrangiert, sagte der iranische Präsident. Als Ingenieur könne er mit Sicherheit behaupten, dass das WTC nicht allein durch den Aufprall der Flugzeuge hätte zerstört werden können, so Ahmadinedschad in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP.
Und wie immer bei Auslandsauftritten von Mahmoud Ahmadinedschad reiben sich iranische Blogger die Hände. Denn es gibt wieder reichlich Futter für ihre Seiten.  „Gomnamian“ (auf Deutsch: „Unbekannte“) schreibt: „Anscheinend weiß Herr Ahmadinedschad nicht, dass die UN-Vollversammlung sich ein wenig von den abgelegenen Dörfern im Iran unterscheidet. Deren Mitglieder kann man nicht mit einem Sandwich und einer „Capri-Sonne“ (wie Ahmadinedschad es im Iran praktiziert – Anm.d.Red.) kaufen. Den Saal zu verlassen ist die höchste Beleidigung, die man einem Staatsoberhaupt antun kann. Es zeigt, dass die Mitglieder der Vereinten Nationen Ahmadinedschad ganz und gar nicht respektieren.“

Screenshog - Weblog Gomnamian
Screenshog - Weblog Gomnamian

Nach Meinung des Bloggers „Dalghak Irani“ („Iranischer Clown“) war der Besuch des Präsidenten in New York der letzte Sargnagel für die Regierung in Teheran. „Der Präsident eines 75 Millionen Einwohner starken Landes reist ins mächtigste Land dieser Erde, organisiert selbst ein Treffen mit Exiliranern, die in den USA wohnen – im Beisein der iranischen Medien. Doch von den rund eine Million Iranern, die in den USA leben, kann er lediglich eine Handvoll in den Speisesaal eines Hotels locken, um mit ihnen über den Aufbau seines Landes zu sprechen. Wenn dies nicht die Erniedrigung einer Regierung bedeutet, dann weiß ich auch nicht!“
Allerdings findet man in den Kommentaren zum Blog von „Dalghak Irani“ auch Gegenstimmen. So schreibt ein unbekannter User: „Ich weiß nicht, was Sie haben: Meiner Meinung nach war die diesjährige Rede des Präsidenten eine seiner besten. Der einzige Mensch, der in dieser Welt mutig über Recht und Unrecht auf dieser Erde redet, ist  Ahmadinedschad.“
Heiß diskutiert wird auch auf der Seite des Infodienstes „Balatarin.“ Dort heißt es ironisch: „Ahmadinedschad hat nach seiner Rede den Samowar abgestellt, den Herd ausgeschaltet, das Licht ausgemacht und den Saal verlassen. Denn niemand war dort, um seine Rede zu hören.“
Viele Regimekritiker und Exiliraner lassen in ihren Kommentaren zu diesem Text Dampf ab. „Nvida“ schreibt: „Man weiß nicht, ob man lachen oder weinen soll.“ „Dear_User“ meint: „Dieser Mann blamiert ganz allein ein ganzes Land.“
Die meisten Blogger außerhalb des Iran sind Regimekritiker. In ihren Blogs beschreiben sie, wie peinlich sie Ahmadinedschads Auftritt in New York fanden. Positive Feedbacks kommen hauptsächlich von Kommentatoren aus dem Iran. Regimetreue Blogger dort feiern ihren Präsidenten.
So findet zum Beispiel „Ahmad Sadeghi“ aus dem Iran auf der Seite „daylilink.ir“ nur Lob für Ahmadineschdad: „Ich bin stolz auf unseren Präsidenten. Er hat den Mut, vor den Mächtigsten dieser Welt so eine Rede zu halten.“
„U313“ kommentiert auf der Seite „Rayehe Zohour“ unter der Überschrift „Der größte islamische Führer im Land des großen Teufels“: „Wenn Moses mit  seinem Stock die Pharaonen besiegt hat, wenn Abraham mit seinem geistigen Willen die kleinen und großen Götter aus Stein zerstörte, ist nun ein Mann mit eisernem Willen gekommen, der mit seinen Worten die Götter der Teufel zerstört.“
Auch wenn es etwas übertrieben wirken mag, den Präsidenten eines Landes, weil er eine Rede gehalten hat, gleich mit den Propheten zu vergleichen: Gehirnwäsche durch einseitige Berichterstattung in den Medien und die religiöse Atmosphäre im Land lassen vielen Menschen im Iran keine andere Wahl.