Stabile Partnerschaften
Neben kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen kooperieren Deutschland und der Iran seit mehr als einem halben Jahrhundert auch auf der Ebene des Hochleistungssports. Die deutsch-iranische Zusammenarbeit erstreckt sich von der Leichtathletik über das Ringen bis zum Fußball. Dem Sport als diplomatischem Bindeglied zwischen Deutschland und dem Iran wird seit jeher ein besonderer Stellenwert zuteil.
Von Farid Ashrafian
Auf den ersten Blick scheint es in der global vernetzen Sportwelt der heutigen Tage nicht ungewöhnlich zu sein: Doch die deutsch-iranischen Beziehungen im Sport stellen in ihrer einzigartigen Ausprägung einen hochinteressanten Bereich im Austausch zwischen den beiden Ländern dar.
Während bei den Olympischen Sommerspielen von Berlin im Jahr 1936 AthletInnen aus dem damals frisch aus Persien in Iran unbenannten Land fehlten, gab es bereits wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs den ersten iranischen Legionär im deutschen Fußball. Biyuk Jeddikar schloss sich 1957 mit einem Zweijahresvertrag dem Club Viktoria Berlin an, der zu dieser Zeit noch zu den erfolgreichsten deutschen Fußballvereinen zählte.
Fünf Jahre später schnürte der nächste iranische Top-Fußballer seine Fußballschuhe im bezahlten deutschen Fußball. Mohammad Reza Adelkhani trat in die Fußstapfen des Pioniers Jeddikar und spielte für die zweite Mannschaft des FC Bayern München. Rot-Weiß Oberhausen, der Wuppertaler SV, der Bonner SC, die SG Wattenscheid 09 und der VfL Klafeld-Geisweid 08 waren weitere Stationen von Adelkhani. 1972 verabschiedete er sich vom deutschen Vereinsfußball und setzte mit seinem zehnjährigen Engagement eine besondere Benchmark als iranischer Fußballprofi in Deutschland.
Ein Besuch beim Schah
Einen herausragenden Beitrag zu den Sportbeziehungen zwischen Deutschland und dem Iran leistete die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Der Hochspringer Teymur Ghiasi zählte in den frühen 1970er Jahren zu den Spitzensportlern der asiatischen Leichtathletik. Bei einem Empfang von Schah Mohammad Reza Pahlevi bat Ghiasi diesen um Unterstützung bei seinem Plan, bei dem renommierten Professor der Sportwissenschaften Berno Wischmann an der Mainzer Universität studieren und beim Universitätssportclub Mainz trainieren zu können. Wischmann war auch Bundestrainer der deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft, der USC Mainz damals die Topadresse der deutschen Leichtathletik.
Der sportbegeisterte iranische Herrscher entsprach dem Wunsch des aufstrebenden Hochspringers und bewilligte ihm ein Stipendium für die Aufnahme des Studiums in der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt. Es folgte eine beispiellose Entwicklung des iranischen Athleten. Unter der Leitung der deutschen Leichtathletik-Koryphäe Wischmann, der als sein Trainer fungierte, entfaltete sich Ghiasi zum Goldmedaillengewinner und überragenden Shootingstar der Asienspiele 1974 in Teheran.
„Man muss von einer großartigen Kooperation zwischen der iranischen Leichtathletik und dem USC Mainz unter der Leitung von Professor Berno Wischmann in den 1970er Jahren sprechen“, sagt Mehdi Jafari Gorzini, Vorstandsmitglied beim Ringsport-Bundesligisten ASV Mainz 88 und Experte für den deutsch-iranischen Sport. Das Ergebnis dieser intensiven Zusammenarbeit sei die Geburt der Sportlegende Teymur Ghiasi im Iran gewesen, der damals als Hochspringer beachtliche 2,23 Meter springen konnte.
Ringsport als dauerhafte Brücke
Der Ringsport genießt nicht nur im Iran hohen Stellenwert. Auch in Deutschland wird dieser traditionellen Sportart große Beachtung gewidmet. Die Ursprünge des deutsch-iranischen Austauschs im Ringen gehen ebenfalls auf die frühen 1970er Jahre zurück. Iranische Weltklasse-Ringer folgten vor einem halben Jahrhundert regelmäßig den Einladungen zum international renommierten Freiburger Ringerpokalturnier im Breisgau.
Bei diesem Turnier schlug 1975 die Stunde des iranischen Nationalringers Abdoullah Haji Ahmad. Der Iraner vermochte die Funktionäre des ASV Mainz 88 so nachhaltig zu beeindrucken, dass er anschließend zu den Mainzern wechselte und für den deutschen Club auf die Matte ging. Die Krönung dieses Transfers folgte zwei Jahre später, als Haji Ahmad seinen Mainzer Verein beim Finale der deutschen Meisterschaften durch einen Sieg zum deutschen Mannschaftsmeister machte.
Die Ringerbühne ist eine dauerhafte Plattform des Miteinanders deutscher und iranischer Athleten. Deutsche Ringer sind Stammgäste internationaler Turniere im Iran. Nach Abdoullah Haji Ahmad gibt es weitere iranische Ringer, die sich deutschen Vereinen anschlossen. Gegenwärtig kämpft der Iraner Abolmohammad Papi für die Red Devils Heilbronn in der Bundesliga. Dank ihm träumen die Baden-Württemberger diese Saison vom deutschen Meistertitel.
Deutsche Fußballstars in Teheran
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