Iranisch-kanadische Professorin verhaftet

Die iranisch-kanadische Anthropologieprofessorin Homa Hoodfar ist am Montag in Teheran verhaftet worden. Das teilte ihre Familie in einem offenen Brief mit, den das persischsprachige Nachrichtenportal Kalameh am Donnerstag veröffentlichte. Demnach soll Hoodfar am 1. Juni telefonisch aufgefordert worden sein, im Teheraner Evin-Gefängnis vorzusprechen. Dort sei sie gleich verhaftet worden, so Kalameh. Ihre Familie macht sich vor allem um ihren gesundheitlichen Zustand Sorgen. Hoodfar hat einen Hirninfarkt hinter sich und muss spezielle Medikamente einnehmen, die aber von den Verantwortlichen im Gefängnis nicht entgegengenommen würden, schreibt die Familie.

Hoodfar lebt seit Jahren in Kanada und arbeitete dort als Professorin für Anthropologie an der Concordia-Universität in Montreal. Dabei forschte sie über die Lage der Frauen in der islamischen Welt und setzte sich für die Abschaffung der Steinigung als Strafform im Iran ein. Im Februar dieses Jahres flog sie in den Iran, um die Rolle der Frauen bei den Parlamentswahlen zu erforschen. Zwei Tage vor ihrer Abreise am 9. März stürmten Sicherheitsbeamte der iranischen Revolutionsgarde ihre Wohnung und beschlagnahmten ihre Unterlagen sowie ihren Laptop. Dabei wurde auch Hoodfars Reisepass eingezogen und sie erhielt ein Ausreiseverbot. Laut ihrer Familie wurde sie zunächst gegen eine Kaution in Höhe von 100 Millionen Tuman, etwa 29.000 Euro, freigelassen und in den vergangenen drei Monaten mehrmals verhört.

Kanada kann in der Angelegenheit kaum etwas unternehmen, da seine diplomatischen Beziehungen zum Iran angespannt sind. Seit 2012 ist die kanadische Botschaft in Teheran geschlossen. Das internationale Verhalten des Iran stelle eine Bedrohung des Weltfriedens dar, so die damalige Begründung der kanadischen Regierung.

(fh)