Harte Strafen gegen inhaftierte Derwische

Das Revolutionsgericht in Teheran hat gegen zehn inhaftierte Anhänger der Gonabadi-Derwische insgesamt 69 Jahre Haft, 444 Peitschenhiebe und 14 Jahre Verbannung verhängt. Einigen Angeklagten wurden zwei Jahre lang jegliche zivilgesellschaftliche Aktivitäten sowie die Ausreise aus dem Iran verboten.Der Teheraner Staatsanwalt teilte am Dienstag mit, dass gegen insgesamt 285 AnhängerInnen der Derwische Urteile gesprochen wurde.

Den Angehörigen der Sufi-Gemeinde wird „Aktivitäten gegen die nationale Sicherheit“ vorgeworfen. Mehrere Menschenrechtsorganisationen äußerten Zweifel daran, dass die Derwische ein faires und rechtsstaatliches Verfahren bekommen hätten.

Am 19. Februar hatten sich Dutzende AnhängerInnen der Gonabadi-Derwische vor der Polizeidirektion des Teheraner Bezirks Pasdaran versammelt und die Freilassung des 70-jährigen kranken Nematullah Riyahi gefordert. Die friedliche Versammlung eskalierte, als die Polizei versuchte, die DemonstrantInnen mit Schlagstöcken und Tränengas zu vertreiben. Mehr als 170 Gonabadi-Derwische mussten schwer verletzt in Krankenhäuser eingeliefert werden, über 320 Protestierende wurden festgenommen.

Anfang März war Mohammad Raji, ein Anhänger der Gonabadi-Derwische, laut dem persischsprachigen Nachrichtenportal des Derwischordens Majzouban-e Nour nach Schlägen während eines Verhörs in Untersuchungshaft gestorben. Am 19. Juni wurde Mohammad Salas, ein anderer Anhänger des Ordens, im Rajaei-Shahr-Gefängnis in Karaj hingerichtet. Salas war zum Tode verurteilt worden, weil er im Februar bei Protesten der Derwische in Teheran angeblich drei Sicherheitskräfte mit einem Bus absichtlich überfahren haben soll.

Die Gonabadi-Derwische betrachten sich als schiitische Muslime, folgen aber nicht dem religiösen Führer der Islamischen Republik, sondern ihren eigenen Ordensleitern. Zahlreiche ihrer AnhängerInnen sitzen in Haft.

(fh)