App informiert über Sittenpolizei-Kontrollen

Eine neue Android-App mit dem Namen Gershad soll IranerInnen helfen, die Kontrollen der Sittenpolizei auf den Straßen der iranischen Hauptstadt zu umgehen. Das meldeten persischsprachige Nachrichtenportale am Dienstag. Unter Gershad.com wird UserInnen erklärt, wie sie mit der App auf dem Teheraner Stadtplan Orte markieren können, an denen sie Kontrollen der Sittenwächter gesehen haben. So sollen sich die BürgerInnen gegenseitig helfen, damit möglichst wenige ertappt werden, so Gershad. Die Macher setzen auf vertrauliche Informationen von UserInnen und aktualisieren die Informationen mit jeder neuen Meldung. Experten meinen, der Erfolg der App sei von der Ehrlichkeit der NutzerInnen und einer hohen Zahl von UserInnen abhängig.

Seit mehr als 35 Jahren sind Frauen in der Islamischen Republik dazu verpflichtet, in der Öffentlichkeit ein Kopftuch zu tragen und ihre Körper zu verhüllen. Die Regierung behauptet zwar, die Iranerinnen täten das freiwillig, GegnerInnen aber reden von Zwangsverschleierung. Seit August 2015 werden Frauen, die beim Autofahren ihr Kopftuch abnehmen oder auf andere Weise islamische Kleidervorschriften missachten, mit einem Bußgeld in Höhe von 100.000 Tuman, umgerechnet etwa 30 Euro, bestraft. Die Einhaltung der islamischen Kleidervorschriften wird von der Revolutionsgarde, den Basij-Milizen oder Ansare Hisbollah, aber auch von den Ordnungskräften kontrolliert. Laut offiziellen Angaben wurden 2013 insgesamt 593.590 Iranerinnen wegen Missachtung der Kleidervorschriften verwarnt. 3.672 von ihnen kamen wegen „nicht islamgerechter Bekleidung“ vor Gericht.

(fh)