Revolutionsgarde präsentiert „geniale Errungenschaft“

Die iranische Revolutionsgarde stellte am vergangenen Mittwoch ein Gerät vor, das sekundenschnell das Coronavirus lokalisieren soll. Im Internet gab es dafür hauptsächlich Hohn und Spott. Irans Gesundheitsministerium distanziert sich von der „genialen Errungenschaft“ der Garde.

Die „großartige und einzigartige Errungenschaft“ sei ein Zeichen des hohen Wissenschaftsniveaus der Islamischen Republik, teilte General Ramazan Sharif, Sprecher der Islamischen Revolutionsgarde (IRG), den Medien am Donnerstag mit. Erprobt sei das Gerät, das auch andere Viren außer Corona entdecken können soll, „über zehn Tage in über zehn Krankenhäusern,“ versicherte Sharif.

Es handelt sich um einen Apparat mit Namen „Mostaan“ (deutsch: Helfer), der laut Hossein Salami, dem Chef der IRG, von „gläubigen Wissenschaftlern“ erfunden worden sei. Er reagiere auf „Magnetfelder des Virus“ und zeige so ganz ohne Blutabnahme innerhalb von nur fünf Sekunden das Coronavirus bei infizierten Patienten bis zu einer Reichweite von 100 Metern an, berichtete Salami bei der Vorstellung der genialen Erfindung am 15. April.

Gesundheitsministerium geht auf Distanz

Das iranische Gesundheitsministerium distanzierte sich prompt von dem ominösen Gerät. Derartige Errungenschaften, sollten sie glaubwürdig sein, sollten erst nach der Absegnung durch das Ministeriums der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden, ließ dessen Sprecher Kianush Jahnpour wissen. Doch das Gesundheitsministerium sei über den Virusdetektor der IRG nicht informiert.

Auch die Vereinigung iranischer Physiker (PSI) hält die „Erfindung“ der Garden für wissenschaftlichen Unfug, „geeignet für Science-Fiction-Geschichten“. Die Wissenschaft sei von der Fähigkeit zur Aufklärung der Nanometer großen Viren mit elektromagnetischen Methoden weit entfernt, teilte die PSI mit und empfahl der IRG, das Gerät zur Prüfung durch die Fachwelt zur Verfügung zu stellen.

Das Gerät zur Ortung von geschmuggeltem Kraftstoff (Foto) ähnelt dem Virusdeteketor
„Das Gerät zur Ortung von geschmuggeltem Kraftstoff“ (Foto) ähnelt dem „Virusdeteketor“

Spott und Bewunderung

Im Internet rief der neue Wunderapparat kontroverse Reaktionen hervor. In einem Tweet fragte US-Außenminister Mike Pompeo die Revolutionsgarde, ob sie als nächstes ein Gerät erfinden werde, das Kobolde (persisch: Dschinn) entdecken kann. Das iranische Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei hatte in einer Rede nach dem Ausbruch des Coronavirus gesagt, sein islamisches System werde von Menschen und Dschinns bekämpft.

Pompeo war nicht allein: Während manche User der sozialen Netzwerke den Einsatz der Revolutionsgarde bei der Bekämpfung des Coronavirus würdigten, hatten andere nur Hohn für die inoffizielle iranische Armee übrig. Die den islamischen Reformern nahestehende Webseite Zeitoon nannte das Gerät ein „Spielzeug“ und berichtete von früheren ähnlichen Versuchen der IRG. Unter dem Titel „Das 800 Millionen Toman teure Spielzeug“ berichtete Zeitoon am Mittwoch, dass die IRG das gleiche Gerät in der Vergangenheit bereits in anderen Zusammenhängen vorgestellt habe. Demnach stellten die Garden im Juni 2017 einen Apparat vor, der für die Lokalisierung von Kraftstoff. Das gelbe Gerät sollte den Kraftstoffschmuggel in die Nachbarländer stoppen. 

Laut der den islamischen Reformern nahstehende Website Zeitoon habe dir IRG ein Jahr später einen einzigartigen Bombendetektor vorgestellt, der auch an das Nachbarland Irak verkauft worden sei. Damit sei einer der am heftigsten diskutierten Finanzbetrugsskandale in der irakischen Regierung ausgelöst.

Reaktion der Garde

Derartige Behauptungen stammten von „ausländischen Feinden des Iran“, erklärte dazu der Sprecher der Revolutionsgarde: Das sei ein „Ausdruck ihrer Schwäche, Minderwertigkeit und Verzweiflung“ gegenüber der Islamischen Republik. „Diese Angriffe werden bald verblassen und sie werden die Fakten und die Wahrheit akzeptieren müssen, wie in der Vergangenheit bezüglich unserer präzisen Raketen und strategischen Drohnen.“

In diesem Zusammenhang hofft ein Twitter-User, dass der Corona-Detektor in Sachen Genauigkeit besser funktioniere als das iranische Raketensystem, damit Katastrophen wie der Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs Anfang Januar nicht wieder passieren würden.Damals trafen zwei Raketen der Revolutionsgarde „versehentlich“ eine ukrainische Maschine in der Nähe von Teheran und töteten alle 176 Insassen. Die IRG hatte an dem Tag Stellungen der US-Armee im Irak mit Raketen beschossen.♦

  SL/OS

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