Iranerin bricht Tabu in ultrakonservativer Kleinstadt

Eine ohne Kopftuch Fahrrad fahrende Frau hat in der Stadt Najafabad im Zentrum des Iran für Tumult gesorgt. Die Radfahrerin sei festgenommen worden, erklärte der örtliche Verwaltungspräsident Modjtaba Raie am Dienstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA. Ihr würden „Normbruch und Respektlosigkeit gegenüber den islamischen Kleidervorschriften“ vorgeworfen. Am Dienstag fand in der ultrakonservativen Stadt zudem eine Protestaktion gegen die Radlerin statt.

Ein 30 Sekunden langes Video im Internet zeigt die Iranerin am Montag mit üblicher iranischer Frauenkleidung, jedoch ohne Kopftuch auf dem Fahrrad. Sie winkt den Menschen auf der Straße zu. Das Video wurde von einem nebenher fahrenden Begleiter aufgenommen. Auch er sei identifiziert, sagte Verwaltungsdirektor Raie am Dienstag.

Iranerinnen, die ohne Einhaltung der islamischen Kleidervorschriften – des Hidschab – in der Öffentlichkeit erscheinen, drohen 10 bis 60 Tage Haft beziehungsweise eine Geldstrafe.

Najafabad mit 330.000 Einwohnern liegt 30 Kilometer westlich der Touristenmetropole Isfahan. Die Provinz Isfahan gilt als konservativ und religiös. Eine Serie von Säureattacken im Herbst 2014 gegen Frauen ohne „islamische Kleidung“ versetzte die Stadt in Angst und Schrecken. Die Täter sind immer noch nicht gefasst worden. In den sozialen Netzwerken werden ultrakonservative Kreise mit Verbindungen zu radikalen Religiösen für die Attacken verantwortlich gemacht. Anfang Oktober sagte der Freitagsprediger der Stadt, Yousef Tabatabienejad, der öffentliche Raum solle für Frauen ohne Hidschab „unsicher“ gemacht werden.

Der obligatorische Hidschab als eines der Kernprinzipien der Islamischen Republik ist seit Jahren umstritten. Mit der Aktion „Töchter der Revolutionsstraße“ nahm die Protestbewegungen iranischer Frauen gegen die Kleidervorschriften eine neue Dimension an. Das iranische Regime geht mit kompromissloser Härte gegen solche Aktionen vor.

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